Zeitungen: Unterberger unter Beschuss

APA (Florian Unterberger)
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SPÖ fordert Absetzung des Chefredakteurs der „Wiener Zeitung“.

SPÖ und Grüne schießen sich auf den Chefredakteur der „Wiener Zeitung“, Andreas Unterberger, ein. Anlass ist ein Gastkommentar des Verteidigers des britischen Holocaustleugners David Irving, Herbert Schaller. Dessen Text ist im Jänner in der Regierungszeitung erschienen. Ende Mai forderte die SP-Vorfeldorganisation Sozialistische Jugend den Rücktritt Unterbergers, weil er gegen den Verein Gedenkdienst gerichtlich vorging (der die Veröffentlichung des Kommentars kritisiert hatte). Nun fordern Teile der SPÖ Unterbergers Ablöse. Die Grünen werfen ihm in einer parlamentarischen Anfrage „grobe Vernachlässigung“ der journalistischen Sorgfaltspflicht vor und wollen von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer wissen, „welche Schritte“ er gegen den Chefredakteur der republikseigenen Zeitung unternehmen werde.

Unterberger zeigte sich gegenüber der Apa „fassungslos“, dass inzwischen sogar sein Dienstvertrag dem Nachrichtenmagazin „News“ zugespielt wurde. „Man will mich als Nehmer und Faschisten diskreditieren.“ Er prüfe eine Strafanzeige wegen Datenschutzverletzung. Auf die Frage, ob die SPÖ ihn loswerden wolle (Unterberger wurde noch unter VP-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel bestellt), meint er: „Das ist eine spekulative Vermutung.“ Aber: Jeder Eigentümer habe das Recht, sich seinen Chefredakteur selbst auszusuchen.

ÖVP, FPÖ und BZÖ sprechen von einer Hetzjagd. „Hier geht es ganz offensichtlich um ein konzentriertes Mobbing gegen einen profilierten Publizisten ohne Rücksicht auf Meinungs- und Pressefreiheit“, meinte etwa ÖVP-Mediensprecher Franz Morak.

Das Bundeskanzleramt versucht zu kalmieren: Dass man Unterberger loswerden wolle, wird zurückgewiesen. red

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2007)

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