ATV an Kloiber? „Es ist noch nichts gebacken“

GEPA
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TV-Verkauf. Die 43%-Anteile der Bawag an dem Privatsender dürften an den Mehrheitseigentümer gehen.

„Spekulationen kann man nicht aufhalten – in Wien schon gar nicht.“ Der gebürtige Wiener Herbert Kloiber will im Gespräch mit der „Presse“ nicht bestätigen, dass ATV, der Sender mit dem schwarzen Welpen, ihm ab Ende Oktober von der Schnauze bis zur Schwanzspitze gehört. Bloß rund 3,6Prozent würden dann bei anderen Beteiligten (siehe Infobox) verbleiben. Doch: „Es ist noch nichts gebacken.“ Dass der Medienunternehmer Kloiber und seine Tele München Gruppe die zum Verkauf stehenden Anteile des Privatsenders ATV fix übernehmen, berichtete der „Kurier“. Schon bisher ist Kloiber mit knapp 54Prozent Mehrheitseigentümer des größten österreichischen Privatsenders; der Bawag gehörte ATV über eine Medienbeteiligung zu rund 43Prozent.

Als der US-Finanzinvestor Cerberus die in die Krise geschlitterte Bank im Mai übernahm, beschloss man, sich von den nicht zum Kerngeschäft gehörenden Beteiligungen zu trennen. Dazu zählt neben ATV auch die Klavierfabrik Bösendorfer. „Ich glaube, es gibt für beide gute Lösungen, die für die Unternehmen eine Weiterentwicklung bedeuten“, sagte Bawag-Chef Ewald Novotny am Donnerstag. Zu Ergebnissen werde man „sicher noch in diesem Jahr, möglicherweise noch in diesem Monat“ kommen. Kolportiert wurde eine ATV-Übernahme durch Kloiber ab 30.Oktober; andere Interessenten waren in den vergangenen Monaten kaum bekannt geworden. Der Verkaufspreis liege im zweistelligen Millionenbereich. Die Bawag hatte sich dem Vernehmen nach zwischen fünfzig und hundert Millionen Euro erwartet.

Hoffen auf eine Entscheidung

Bei ATV in Wien hat man nur aus der Zeitung von der angeblichen Übernahme erfahren – wäre aber froh, wenn es eine Entscheidung gibt, hört man aus dem ATV-Quartier am Wiener Donaukanal. Mit dem Verkauf auch der Bawag-Anteile an Kloiber „haben wir fast gerechnet“, heißt es dort wenig euphorisch.

Trotz der ORF-Krise nach der Programmreform des Öffentlich-Rechtlichen im April konnte ATV seine Chance nicht nutzen: Im September lag der Marktanteil bei mageren 2,6Prozent (Zuseher ab zwölf Jahren). Eine Niederlage aber riss den Sender im Oktober aus dem Tief: Das 1:3 der heimischen Fußballnationalmannschaft gegen Mit-EM-Gastgeber Schweiz brachte ATV vergangenen Samstag die zweithöchste Quote seiner Geschichte, 15,6Prozent bei der werberelevanten Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen. Nur „Harry Potter“ lockte mehr zu ATV.

Für seine Nachrichtensendung sucht der Privatsender außerdem nach neuen Produktionsmöglichkeiten. In Frage kämen auch die Studioräume von Puls TV, das derzeit zu Puls 4 umgebaut wird – neue Konkurrenz, auch mit deutscher Mutter (Pro7), die 2008 startet.

IN ZAHLEN. ATV-Anteile

Derzeit hält Kloibers Tele München 53,64%, die Medienholding der Bawag 42,56% und neben drei weiteren kleinen Beteiligungen die Erste Bank/Sparkassen 0,42% sowie die Generali Holding 0,34%.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2007)

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