Medien Großbritannien: "Wir wollen unseren Alan zurück"

Weltweite Appelle zur Freilassung des entführten BBC-Reporters.

Für seinen Mut hat der BBC-Reporter Alan Johnston nun wahrscheinlich den höchsten Preis gezahlt: Fünf Wochen nach der Entführung des einzigen im Gaza-Streifen lebenden ausländischen Korrespondenten behaupten die islamistischen Tawhid und Jihad-Brigaden, den Journalisten ermordet zu haben. „Ich kann nur von hier berichten, wenn ich unter den Menschen lebe“, hatte Johnston gesagt, als er sich vor drei Jahren in Gaza niederließ. Hier erwarb er durch unaufgeregte, objektive, aber von spürbarer Sympathie getragene Berichte das Vertrauen vieler Palästinenser. Als er im März spurlos verschwand, dachte man daher zunächst, Johnston könnte in die Hände einer jener kriminellen Clans gefallen sein, die den Gaza-Streifen heimsuchen.

Die palästinensische Führung wurde sich erst langsam bewusst, welchen Imageschaden ihr die Entführung des Reporters zufügte. Nach betretenem Schweigen wurde zuletzt versichert, man tue „alles, um Johnstons Freilassung zu erwirken“. In der Vorwoche versicherte Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas bei einem Besuch von BBC-Generaldirektor Mark Thomson, Johnston sei „wohlauf“. Sollte sich der Tod des Journalisten bestätigen, stünde auch Abbas blamiert da.

Eine „blutgetränkte“ Nachricht

Um den Entführten zu retten, sammelten sich Journalisten weltweit zu gemeinsamen Appellen. 30.000 Menschen unterzeichneten eine Petition. Die vier weltweiten TV-Nachrichtensender BBC, CNN, Sky und Al-Jazeera strahlten sogar ein gemeinsames Programm aus – ein in der Medienbranche einzigartiger Akt der Solidarität. Der dennoch die Entführer nicht rühren konnte, wenn ihre per E-Mail aufgestellte Behauptung stimmt. In dem wirren Schreiben der Islamisten heißt es, da ihre Forderung nach Freilassung von gefangenen Palästinensern aus israelischer Haft nicht erfüllt worden sei, würden sie mit der Ermordung Johnstons „dem Westen eine blutgetränkte Nachricht senden“. Seit der Entführung des Reporters war allerdings keine einzige Forderung bekannt geworden.

In London löste die Behauptung der Ermordung des 44-jährigen Journalisten Bestürzung aus. Seine Kollegen sammelten sich zur Mahnwache. „Wir wollen unseren Alan zurück“, sagte BBC-Nachrichtendirektorin Helen Boaden. Johnston sollte Ende April aus Gaza heimkehren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2007)

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