Nachruf: Die englische Rose ist verblüht

AP
  • Drucken

Aktrice Deborah Kerr, weltberühmt für Filme wie „Verdammt in alle Ewigkeit“, starb 86-jährig.

Sie war die romantische Engländerin: Gerade in den 1950ern war Deborah Kerr Hollywoods bevorzugte Wahl für Leinwand-Liebschaften mit Klasse, ihre wohl berühmteste Szene war auch Inbegriff dessen, was damals als gewagt galt. Die Kussszene mit Burt Lancaster in der Meeresbrandung in Fred Zinnemanns Verdammt in alle Ewigkeit (1953) wurde zum ikonischen Kino-Moment.

Die James-Jones-Verfilmung trug Kerr auch eine von sechs Oscar-Nominierungen als beste Hauptdarstellerin zwischen 1950 und 1961 ein. Nur der Ehrenpreis der Academy wurde ihr schließlich zuteil, 1994, da hatte sie sich schon längst vom Geschäft zurückgezogen, lebte mit ihrem zweiten Ehemann, dem US-deutschen Autor Peter Viertel, in der Schweiz.

Der Weg zum Hollywoodstar begann für die gebürtige Schottin Deborah Jane Trimmer auf der Bühne: Eine radioerfahrene Tante besorgte dem scheuen Teenager-Mädchen erste Jobs beim Theater, wo es seine Gefühle ausleben konnte. Anfang der 1940er wurde Kerr fürs Kino entdeckt, Britanniens feinstes Autor-Regisseurs-Gespann Michael Powell und Emeric Pressburger wurde wesentlicher Wegbereiter: Im kriegsverdunkeltem Krimi Contraband (1940) huschte sie erstmals kurz über die Leinwand, im visionären England-Epos The Life and Death of Colonel Blimp (1943) brillierte sie in einer Dreifachrolle als ewige Liebe des Helden. Der alterte durch die Dekaden, sie blieb immer jung: Ein Traumbild.

Als Ideal einer Lady, rothaarig, feinfühlig, gab man ihr den Spitznamen „The English Rose“, sie wurde schnell daheim ein Star, brillierte noch als Oberschwester in Pressburger/Powells glühendem Himalaya-Nonnendrama Die schwarze Narzisse, 1947, da rief MGM nach Übersee.

Dort war sie weiblicher Klasse-Aufputz in Abenteuern (König Salomons Diamanten, 1950) und Historienschinken (Quo Vadis, 1951), vor allem in Liebesfilmen, unerreicht wohl die Romanze mit Cary Grant im Remake Die große Liebe meines Lebens (1956). Robert Mitchum, ihr Partner in John Hustons Der Seemann und die Nonne(1957), attestierte ihr, dass ihr Charisma den bloßen Vortrag des Telefonbuchs zum Ereignis gemacht hätte. Kerr blieb bis Ende der 1960er aktiv, zog sich dann abrupt vom Filmgeschäft zurück. Wie ihr Agent erst jetzt mitteilte, ist die an Parkinson leidende Schauspielerin bereits Dienstag in Suffolk, England, gestorben. hub

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.