Premiere von Turrinis "Diener zweier Herren"

APA (Parigger)
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Peter Turrini gehörte die erste Premiere im renovierten Theater in der Josefstadt. Er hat eine bitterböse Neufassung von Goldonis "Der Diener zweier Herren" geschrieben. Gekonnt bringt Turrini wie gewohnt politische und ökonomische Bedingungen mit ins Spiel. Die harmlose Inszenierung von Theaterdirektor Herbert Föttinger reichte dann aber nur für freundlichen Applaus.

Bereits einmal wurde nach einer Generalrenovierung das Theater in der Josefstadt mit diesem Commedia dell'arte-Klassiker wiedereröffnet - 1924 durch Max Reinhardt. Der junge Josefstadt-Direktor Föttinger, der ja "die Tradition im Griff und die Zukunft im Blick" haben möchte, hat Turrini zur Neubearbeitung überredet. Und für die gilt was schon für frühere Goldoni-Bearbeitungen des Autors laut der Theaterwissenschafterin Monika Meister galt: Er betont "den Kontext ökonomischer und von der Macht bestimmter Verhältnisse", betreibt politische und psychologische Verschärfung. Zu lachen hat da allerdings oft nur der Zyniker.

Turrini verlegt die Karnevalsgesellschaft aus dem Venedig des 18. Jahrhunderts in jenes des Jahres 1920 - man trifft aber auch auf Spider- und Superman. Goldonis Truffaldino (Gregor Bloeb), der im Original alle Fäden in der Hand hat und die Herrschaften um den kleinen Finger wickelt, wird zum armen Teufel, der in das abgelegte Arlecchino-Kostüm eines Selbstmörders schlüpft und vor Hunger kaum noch stehen kann.

Das Tricksen beherrschen die noblen Herrschaften mittlerweile viel besser. Der mafiöse Transportunternehmer Sansuga Sacchi (Heribert Sasse) und der - angebliche - Großhändlers Rasponi (Florian Teichtmeister) finden daher am Ende in auch in friedlicher Fusion zusammen.

Unter den Masken, die Turrini Goldonis Protagonisten herunterreißt, tauchen bei Föttinger nicht Fratzen, sondern recht harmlose, konventionelle Gesichter auf. Der Karneval entpuppt sich nicht als Albtraum, sondern bleibt Komödie. Lustig und gleichzeitig böse, alt und neu zugleich? Auch Föttinger gelingt es nicht ohne Verrenkungen, Diener zweier Herren zu sein.

(APA)

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