Ein wenig Schutzgeld für den Sozialstaat

Österreichs Steuersystem ist leistungsfeindlich: Was die Inflation nicht frisst, schnappt sich der Fiskus. Wozu soll man da mehr leisten?

Von 100 Euro, die ein kinderloser Arbeitnehmer dieses Landes seinee Arbeitgeber kostet, findet er einer aktuellen OECD-Studie zufolge knapp 51,9 Euro auf seinem Konto wieder. Den „Rest“ schnappt sich der Staat.

Damit tut er viel Sinnvolles. Jeder Bürger hat Zugang zu Spitzenmedizin, kann seine Kinder gratis zur Schule und fast gratis auf die Uni schicken und muss bei Arbeitslosigkeit nicht fürchten, unter der Reichsbrücke nächtigen zu müssen.

Der beherzte Griff des Staates auf die Einkommen seiner Bürger hat aber auch ziemlich unschöne Folgen. Um nicht zu sagen: empörende. Denn in einem Land, wo Arbeitgeber mehr als die Hälfte ihrer Lohnkosten an Finanzamt und Sozialversicherung liefern müssen, darf sich niemand wundern, dass es für junge Menschen immer schwerer wird, eine fixe Anstellung zu bekommen.

Und es darf sich auch niemand wundern, wieso die pompösen Programme zur Förderung des Unternehmertums im Sand verlaufen. Warum soll man das Risiko auf sich nehmen, mit eigenem Geld eine Firma zu gründen, wenn der Staat sofort gierig zugreift, sobald das Werkel läuft und Gewinne abwirft? Zumal Unternehmer bei manchen „Eliten“ noch immer unter dem Generalverdacht stehen, ihre Zigarren auf den wund gescheuerten Händen ausgebeuteter Lehmgruben-Arbeiter auszudämpfen.

Die OECD hat die Belastung der Österreicher in ihrer Studie trocken aufgelistet. Sie sei dem Finanzminister als Bettlektüre dringend ans Herz gelegt. (Bericht: S.1)


oliver.grimm@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2007)

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