Vorarlberger Tramway-Träume werden real

VORARLBERG. Das Rheintal erstickt im Verkehr. Eine Ring-Straßenbahn mit drei Tramway-Linien soll der gesamten Region nun Linderung bringen.

BREGENZ. Vorarlbergs Straßen stehen vor dem Verkehrskollaps: Insbesondere im unteren Rheintal, in der dichtest besiedelten Region Vorarlbergs, stehen Autofahrer beinahe täglich im Stau. Erst im Vorjahr ist der Bau einer jahrzehntelang geplanten Entlastungs-Schnellstraße gescheitert, weil das EU-Recht einem Vogelschutzgebiet im „Lauteracher Ried“ den Vorzug vor der Straße gab. Dieses Gebiet ist zum Natura2000-Gebiet erklärt worden – ein Areal von europaweiter Bedeutung, die Schnellstraße hätte dieses Schutzgebiet zu arg in Mitleidenschaft gezogen. Um den drohenden Verkehrsinfarkt abzuwenden, schlägt das Bregenzer Bauunternehmen Rhomberg nun vor, eine Ring-Straßenbahn im unteren Rheintal zu bauen.

Insgesamt drei Linien sollen auf 42 Streckenkilometern die Gemeinden Lustenau, Dornbirn und Bregenz sowie elf weitere Orte miteinander verbinden. Im Vollausbau kostet das Vorhaben zwischen 140 und 230 Millionen Euro.

Hubert Rhomberg wünscht sich für die Realisierung des Vorhabens ein Private Public Partnership-Modell. Eines ist nämlich auch ihm klar: „Ohne öffentlichen Zuschuss wird das nicht gehen“, sagt er im Gespräch mit der „Presse“. Er glaubt dennoch fest daran, dass seine Idee eine reale Chance auf Umsetzung hat: „Irgendwann wird die Straßenbahn auch in Vorarlberg kommen“, sagt er.

Trasse wird frei gehalten

Rhomberg hat der Landesregierung bereits im Vorjahr eine erste Projektstudie vorgestellt und möchte darüber nun eine öffentliche Diskussion in Gang bringen. Vom Land Vorarlberg erhofft sich Rhomberg, dass es planerisch weitsichtig vorgeht und die mögliche Trasse zumindest frei hält.

Von politischer Seite wird jedenfalls diest nicht ablehnend beurteilt. Denn auch Verkehrslandesrat Manfred Rein kann sich vorstellen, die Trasse frei zu halten. Er sagt: „Wir müssen ja weiterdenken, was in 20 bis 30 Jahren sein wird“, sagt er.

In anderen Regionen und Städten Europas ist bereits Realität, was in Vorarlberg noch wie ferne Zukunftsmusik klingt. Nachdem 60 Jahre zuvor die letzte Tramway-Garnitur ins Depot musste, hat Paris erst im vergangenen Spätherbst eine neue Straßenbahnlinie eröffnet. In Zürich und in Malaga wurde das Netz erweitert, und auch in Marseille soll die Bim wieder Einzug halten. Verkehrsexperten sprechen daher bereits von einer „internationalen Renaissance der Straßenbahn“, die nicht zuletzt auf den hohen Ölpreis zurückzuführen sei.

Startschuss für offene Planung

Im Gespräch mit der „Presse“ gibt sich Landesrat Rein dennoch abwartend. Auch er ist sich des Verkehrsproblems im unteren Rheintal bewusst. Täglich donnern bis zu 20.000 Fahrzeuge mitten durch die Gemeinden am Bodensee. Ein offener Planungsprozess, an dem auch die betroffenen Rheintal-Gemeinden beteiligt sind, soll da nun Abhilfe schaffen. Gemeinsam mit den Gemeinden begibt sich das Land nun auf die Suche nach Verkehrslösungen.

Das Straßenbahn-Projekt ist dabei nur ein Thema unter vielen. „Das muss zunächst in einer Machbarkeitsstudie aufgearbeitet werden“, erläutert Rein. Mit der Straßenbahn allein werde man jedoch „im Großraum das Verkehrsproblem nicht beseitigen“ können, gibt er zu bedenken. Es brauche auch Lösungen, die den Gütertransport zu den Unternehmen in der Region gewährleisten.

Inline Flex[Faktbox] DAS PROJEKT("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.02.2007)

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