Kriminelle Kinder: Straftäter werden immer jünger

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Bei den Zehn- bis Dreizehnjährigen haben sich die Straftaten in den letzten fünf Jahren nahezu verdoppelt. Die Dunkelziffer bei den Verbrechen von Kindern und Jugendlichen ist hoch.

Offenbar werden die Straftäter immer jünger. Am stärksten steigt die Kriminalitätsrate bei kindern, genauer gesagt bei den Zehn- bis Dreizehnjährigen. In den letzten fünf Jahren haben sich die die Anzeigen wegen krimineller Handlungen in dieser Altersstufe nahezu verdoppelt, berichtet „Ö1“. Um immerhin 20 Prozent ist die Zahl der Anzeigen bei 14- bis 17-Jährigen gestiegen. Ein Rückgang ist hingegen bei bei Jugendlichen ab 18 zu verzeichnen.

Es sei zu einer Vorverlagerung des Kriminalitäts-Schwerpunktes gekommen - zu jüngeren Altersjahrgängen, erklärt Katharina Beclin vom Institut für Strafrecht und Kriminologie an der Uni Wien auf „Ö1“. Allerdings sei die Dunkelziffer bei jugendlichen Straftätern hoch, denn meist würden sie nicht gleich angezeigt, sondern man versuche, die Sache ohne Polizei zu regeln.

Schnelllebigkeit: Kinder können nicht Schritt halten

Warum Kinder und Jugendliche im frühen Alter straffällig werden? "Ich glaube, dass es daran liegt, dass die persönlichen Reibungsprozesse mit unserer schnelllebigen Zeit nicht Schritt halten“, sagte Beclin. “Die Jugendlichen müssen früher selbstständig werden, sie müssen in der Schule schneller und früher größere Leistungen erbringen, haben aber zugleich weniger Rückhalt von Zuhause - teilweise, weil die Eltern weniger Zeit haben, teilweise weil das Freizeitgestalten wichtiger wird als das Probleme-Besprechen. Zugleich ist es auch so, dass in der Schule und am Arbeitsplatz einfach weniger Gemeinschaft gelebt wird und mehr Leistungsdenken vorherrscht."

Sozialpolitik ist "beste Kriminalpolitik"

Ob Kinder und Jugendliche Straftaten begehen, hängt vielfach vom Umfeld ab. "Wenn ich einen sehr positiven Schutzfaktor wie eine funktionierende Familie habe, dann kann das Kind viele Risikofaktoren wie Armut oder Ausgrenzung in der Schule verkraften“, sagte Beclin. „Wenn aber beispielsweise Gewalt in der Familie vorherrscht, könnte ein minimaler Anlass im sozialen Umfeld schon dazu führen, dass das Kind gewalttätig wird."

Diesem Negativ-Trend entgegenzukommen sei nicht einfach, meint Beclin. Aber aus kriminologischer Sicht sei Sozialpolitik die beste Kriminalpolitik: Etwa Investitionen in bessere Wohnverhältnisse und in bessere Schulbildung. (Red.)

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