"Donaukanal war immer Mülltonne der Wiener"

Architekt Podrecca über das Image des Kanals.

Die Presse: Sie waren der erste Architekt, der einen Masterplan für den Donaukanal entwickelt hat. Wie sehen Sie die Dynamik, die sich entwickelt hat?
Boris Podrecca: Ich kämpfe schon 15 Jahre für den Donaukanal. Ich kämpfe um einen innerstädtischen Wasser-Boulevard, um ein Freizeit-Milieu mitten in der Stadt. Und ich halte alle möglichen Zeitgeist-Überbauungen für gefährlich. Mir ist die Wahrnehmung des Donaukanals, dieses Canyons, dieses Schnittes durch die Stadt, wichtig - die Ausstattung mit den Schiffen und die Lebendigkeit.

Wie sieht Ihre Vision eines lebendigen Donaukanals aus?

Podrecca: In der Nacht muss die Beleuchtung so gestaltet werden, dass man sofort kapiert: Es zahlt sich aus, dort hinunterzugehen. Die Ufer des Donaukanal sollen aber differenziert gestaltet sein.

In welcher Form?

Podrecca: Auf der besonnten Seite des zweiten Bezirks soll es eine hohe, üppige Landschaft mit Sporteinrichtungen und Erholungsmöglichkeiten geben. Es gab die Idee, die Obere Donaustraße dafür um eine Fahrspur zu verengen. Das Ufer beim ersten Bezirk wäre eine Stadtlandschaft mit kleinen, kommerziellen Freizeit-Einrichtungen. Sie sollen nicht fix installiert, sondern mobil sein.

Die Metamorphose des Donaukanal in eine Event-Meile stört Sie?

Podrecca: Der Donaukanal eignet sich nicht als reine Event-Meile. Events verhindern meistens eine Vormittag-Nutzung, weil dann noch Überreste vom Abend davor da sind. Der Donaukanal ist in erster Linie ein freier Raum am Wasser für die Wiener. Es ist ein versenkter Boulevard, ein Naturraum. Es ist kein Tablett nur für Events sein.

Was halten die Wiener vom Donaukanal nach Ihre Erfahrung?

Podrecca: Der Donaukanal war immer eine Mülltonne der Wiener. Wenn man Einrichtungen nicht wollte, wie beispielsweise das Flex, kam es zum Donaukanal. Es ist spät, dass er nun an Wertigkeit gewinnt. Es genügt aber nicht, dass im Sommer einmal Sand aufgeschüttet wird und Gastwirte die Architektur machen. Der Donaukanal muss dauerhaft funktionieren.

Warum kämpft der Donaukanal im Norden mit enormen Problemen - Stichwort Zaha Hadid-Bau?

Podrecca: Ein typisches Beispiel wie agiert wurde, ohne zu achten was kommt. Man wird schwer Menschen finden, die an einen Ort mit extremer Verkehrsbelastung ziehen, bei dem die U-Bahn umständlich zu erreichen ist.

Wie konnte diese Fehlplanung passieren?

Podrecca: Im Vordergrund stand die Präsenz des Stars Zaha Hadid. Und nicht die Erfüllung sozialer Bedürfnisse.

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