Ein Europa-Abgeordneter verglich Angela Merkel mit Adolf Hitler.
WARSCHAU.In Polen führen in diesen Tagen die Polit-Rabauken das große Wort. Kaum ist das Sommertheater in der kriselnden Regierungskoalition mit unglaublichen Schimpfkanonaden auf Freund und Feind beendet, sorgt ein polnischer Europa-Politiker für neue Schlagzeilen. Maciej Giertych hat Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Hitler verglichen.
Der Diktator habe aus Deutschland eine europäische Supermacht machen wollen, erklärt der Europaparlamentarier in einem Interview mit der Zeitung „Zycie Warszawy“. Und weiter: „Merkel handelt ähnlich, aber sie ist viel gewitzter.“ Statt auf Gewalt zu setzen, wähle sie den Verhandlungsweg. „Aber sie sorgt dafür, dass die Deutschen die stärkste Stellung in der EU haben.“
Die Empörung in Polen über diese Aussagen hält sich in Grenzen. Maciej Giertych ist als „politischer Amokläufer“ mit latenten Hassgefühlen auf Deutschland bekannt. Er ist Gründer der Liga Polnischer Familien (LPR), und seine politische Position ist mit nationalistisch-konservativ noch äußerst freundlich umschrieben.
In der Vergangenheit hat der Politiker immer wieder mit extremen politischen Aussagen für Aufsehen gesorgt. In Straßburg blieb den Europaparlamentariern einst die Luft weg, als er den spanischen Diktator Franco wegen dessen Kampfes gegen die Kommunisten in höchsten Tönen pries. Zudem sorgt Maciej Giertych mit antisemitischen und gegen Homosexuelle gerichtete Schriften bei seinen Kollegen im Europaparlament regelmäßig für Entrüstung.
Die seriösen polnischen Politiker befürchten, dass durch den Hitler-Merkel-Vergleich der schon reichlich lädierte Ruf des Landes weiter beschädigt wird. Der liberale Abgeordnete und ehemalige Außenminister Dariusz Rosati kommentierte die Entgleisung: „Herr Giertych braucht dringend ärztliche Betreuung.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2007)