Kritik an Sarkozy wegen Reaktor für Gadhafi

Ein französischer Atomreaktor soll den Libyern Energie für die Entsalzung von Meerwasser liefern.

PARIS/TRIPOLIS (ag.). Es war ein besonderes Geschenk, das Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy seinem libyschen Gastgeber Muammar Gadhafi bereitet hatte: ein Atomreaktor. Frankreich wird Libyen einen Kernreaktor liefern, der Energie für die Entsalzung von Meerwasser liefern soll.

Das besagt das „globale Partnerschaftsabkommen“, das Sarkozy am Mittwochabend mit dem libyschen Herrscher Gadhafi unterzeichnet hatte. Dafür erntet der französische Präsident nun Kritik von Umweltschutzorganisationen. Die Lieferung eines Atomreaktors an Libyen sei „unverantwortlich“, meinte ein Sprecher von „Greenpeace“.

Libyen zürnt den Bulgaren

Sarkozy wehrt sich gegen alle Vorwürfe: Wer das Verantwortungsbewusstsein der Araber in Sachen Atomkraft in Frage stelle, riskiere einen „Krieg der Kulturen“. Zudem bestritt Sarkozy jeden Zusammenhang zwischen dem Abkommen mit Gadhafi und der Freilassung der bulgarischen Krankenschwestern am Dienstag.

Die Krankenschwestern und ein palästinensischer Arzt waren nach der Aufhebung der Todesurteile gegen sie von Libyen an Bulgarien überstellt worden – offiziell, damit sie dort eine Haftstrafe absitzen. Der bulgarische Präsident hatte sie aber sofort begnadigt – zum Ärger Libyens. Die Krankenhausmitarbeiter müssten wieder inhaftiert werden, forderte am Donnerstag ein libyscher Regierungssprecher. Libyen hatte ihnen vorgeworfen, hunderte Kinder absichtlich mit dem Aids-Virus infiziert zu haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2007)

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