Afghanistan-Aufbau: Deutsche Regierung für Einbindung der Taliban

Ein deutscher Regierungssprechern will "moderate und vernünftige" Vertreter der Fundamentalisten am Aufbau und Stabilisierung Afghanistans beteiligen.

Die deutsche Bundesregierung spricht sich für eine Beteiligung der islamistischen Taliban an Aufbau und Stabilisierung Afghanistans aus. Für die Versöhnung in dem kriegszerstörten Land könne die Regierung in Kabul nicht auf den Ausschluss der Taliban setzen, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg am Montag in Berlin. Vielmehr müssten "moderate, vernünftige" Vertreter, die am Wiederaufbau und an Aussöhnung interessiert seien, miteinbezogen werden. Schon jetzt gebe es Gespräche der afghanischen Regierung mit einzelnen Vertretern der fundamentalistischen Gruppe, deren Regime 2001 durch eine US-geführte Militärintervention gestürzt wurde.

Die Rolle der Taliban bei der Friedenssicherung in Afghanistan ist heftig umstritten. So hatte SPD-Chef Kurt Beck Anfang April heftige Kritik auch aus den eigenen Reihen und Spott aus Kabul für seinen Vorschlag geerntet, gemäßigte Taliban zu einer Friedenskonferenz einzuladen. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes äußerte die Hoffnung auf mehr Sicherheit in Afghanistan, nachdem sich zahlreiche einflussreiche Stammesführer aus der pakistanisch-afghanischen Grenzregion zum Abschluss der sogenannten Friedens-Jirga am Wochenende erstmals zu einer gemeinsamen Verantwortung im Kampf gegen Terror bekannt hatten.

UNO verlangt mehr Schutz für Zivilisten 

Angesichts der eskalierenden Gewalt in Afghanistan haben die Vereinten Nationen zu einem besseren Schutz von Zivilisten aufgerufen. "Der Schutz des afghanischen Volkes muss unsere erste Priorität sein", sagte der UNO-Sondergesandte für Afghanistan, der Deutsche Tom Koenigs, am Montag in Kabul. "Es sind Zivilisten, die weiterhin die Hauptlast der Unsicherheit und des Konflikts in Afghanistan tragen. Wir alle haben eine Verantwortung, unser Anstrengungen zu verdoppeln, um die Sicherheit und das Wohlergehen des afghanischen Volkes zu gewährleisten." Nach UNO-Angaben hat sich die Zahl der zivilen Opfer von 2005 auf 2006 verdoppelt.

Zahlen nannten die Vereinten Nationen nicht. Im vergangenen Jahr war geschätzt worden, dass rund ein Viertel der 4000 Toten Unbeteiligte waren. Zivilisten kommen immer wieder bei Anschlägen der Taliban, aber auch bei internationalen Militäroperationen ums Leben. Die Vereinten Nationen teilten mit, zwischen 2005 und 2006 habe der Konflikt im unruhigen Süden Afghanistans 80.000 Menschen zur Flucht gezwungen. Weite Gebiete im Süden seien für Hilfsorganisationen wegen der schlechten Sicherheitslage unzugänglich.

(APA)

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