Ungarn: Proteste gegen rechtsextreme Schattenarmee

(c) EPA (Ferenc Fuezesi)
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Paramilitärische „Garden“ werden in wenigen Tagen vereidigt.

BUDAPEST.Ungarns Rechtsradikale wetzen die Messer. In der ungarischen rechtsextremen Szene wurden in den vergangenen Monaten mehrere paramilitärische Organisationen ins Leben gerufen. Internationale jüdische Organisation sind darüber besorgt und haben nun einen Brief an Regierungschef Ferenc Gyurcsány geschrieben. Der Jüdische Weltkongress (WJC) fordert ihn auf, gegen die „Ungarische Garde“ entschlossen vorzugehen und alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen.

Hinter der rechtsradikalen Organisation steht die ultrarechte Partei Jobbik und deren Chef Gábor Vona. Doch auch andere Führungsgestalten der radikalen Rechten, welche die Drahtzieher der Straßenunruhen im März dieses Jahres in Budapest waren, haben ihre Finger im Spiel.

Ziel der Ungarischen Garde ist es, Rahmenbedingungen für die „nationale Selbstverteidigung“ zu schaffen. Zu diesem Zweck sollen die Mitglieder der paramilitärischen Organisation in Kampfsportarten sowie im Umgang mit der Waffe unterrichtet werden. Als Hauptaufgaben der „Garde“ bezeichnete Jobbik-Chef Vona den Bürger- und Katastrophenschutz sowie die Pflege der nationalen Traditionen, so etwa die Instandhaltung von Kriegsgräbern. Die „Garde“ will auch die ungarische Jugend „seelisch, geistig und körperlich auf jenen Tag drillen, an dem die Menschen mobilisiert werden müssen“. Vona schloss dabei einen Krieg mit Rumänien oder der Slowakei nicht aus, wo ungarische Minderheiten leben.

SS-Reminiszenzen

Öffentlichen Unmut erregte die Ungarische Garde wegen ihrer schwarzen Uniform. Viele sehen darin Reminiszenzen an die SS. Empörung rief auch die rot-weiße Armbinde der Paramiliz hervor, sie erinnert frappant an die Bänder der nazistischen Pfeilkreuzler. Als Machthaber in Ungarn Ende des Zweiten Weltkriegs standen sie in ihrer brutalen Vorgehensweise den Nazis um nichts nach.

Die ersten 56 Mitglieder der Garden werden in wenigen Tagen vereidigt. Laut Jobbik-Chef Vona soll die Zahl bis Jahresfrist auf 1000 Personen anschwellen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2007)

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