Machtkampf in CSU: Pauli ein "Fall für den Psychiater"?

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CSU-intern spricht man von Comedy und will die Landrätin aus der Partei ausschließen. Anlass ist Paulis Forderung, in Bayern Ehen auf Zeit einzuführen.

Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli (CSU), die in ihrem persönlichen Parteiprogramm eine Ehe auf Zeit fordert, steht seit der Präsentation des Programms am Mittwoch im Zentrum der Kritik. Sie hatte ihre eigene Partei scharf kritisiert: "Ehe wird im CSU-Programm als ideal dargestellt, das ist die falsche Sicht." Die Reaktionen darauf waren äußerst scharf und kamen schnell.

"Persona non grata"

Binnen kürzester Zeit hat Pauli sich damit selbst zur "Persona non grata" innerhalb der CSU gemacht. Trotzdem bewirbt sie sich um die Nachfolge Edmund Stoibers als Parteivorsitzende. Ihre Chancen sind denkbar gering. Der designierte bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein sprach seiner Parteikollegin jegliche Ernsthaftigkeit ab: "Das ist ein oberflächliches Gerede, hinter dem keine ernsthafte politische Absicht steht", sagt Beckstein.

"Frage für den Psychiater"

In einem Interview mit dem Nachrichtensender N24 betonte Beckstein, Pauli habe sich "völlig außerhalb der CSU positioniert". Er berichtete von den parteiinternen Reaktionen: Sie schwanken zwischen "Comedy" und einer "Frage für den Psychiater". Der Austritt aus der Partei wird Pauli momentan von vielen Seiten empfohlen.

Hat Pauli Idee geklaut?

Der Bayerische Rundfunk deckte – nicht ganz ernstgemeint - auf , dass der Vorschlag der Ehen auf Zeit geklaut sei. Über die Befristung von Ehen habe der Kabarettist Frank-Markus Barwasser beim Radiosender Bayern 3 bereits vor zwei Jahren nachgedacht, berichtet der BR. Barwasser ist hocherfreut: "Hier ist doch mal wirklich was angekommen!"

Pauli erhofft Wende in der CSU

Gabriele Pauli, die den Beinamen "Die schöne Landrätin" trägt, verteidigt ihren Vorschlag. Außerdem habe sie "irgendwie gemerkt, dass seit der Erneuerung vom Jahresanfang weder Seehofer noch Huber den Gedanken aufgegriffen haben. Das, wofür Huber und Seehofer stehen, ist irgendwo die Fortsetzung der Stoiber-Ära mit anderen Personen", meinte Pauli am Donnerstag zu N24. Die erhoffte Wende in der CSU wolle sie nun mit ihrer Kandidatur erreichen.

Huber Favorit auf Parteivorsitz

Horst Seehofer und Erwin Huber, von denen sie im Interview mit N24 spricht, sind ihre Konkurrenten im Kampf um den Vorsitz der CSU. Als Favorit gilt Huber, der regierende Wirtschaftsminister in Bayern. Dieser will spätestens 2009 in die Bundespolitik wechseln, denn: "Für mich ist der Weg nach Berlin auch nicht weiter als für Edmund Stoiber". Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer hat in der wertekonservativen CSU durch seine private Vergangenheit schlechtere Karten: Seine langjährige Geliebte brachte vergangenen Sommer die uneheliche Tochter Seehofers zur Welt.

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