Irak-Krieg: Ein Schwarzer Peter für Tony Blair

(c) AP (Jason De Crow)
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Für Ex-US-Außenminister Colin Powell war Blairs Engagement für eine Irak-Invasion rätselhaft.

LONDON(ag). Der frühere US-Außenminister Colin Powell hat einem neuen Buch zufolge nicht mit der großen Unterstützung des ehemaligen britischen Premierministers Tony Blair für den US-Einmarsch im Irak gerechnet. Powell und sein damaliger britischer Kollege Jack Straw hätten im Vorfeld des 2003 begonnenen Konflikts sogar versucht, Blair dazu zu bringen, klare (warnende Anm.) Worte zu US-Präsident George W. Bush zu sprechen. So wird Powell zumindest in einem neuen Buch des politischen Kommentators und Blair-Biografen Anthony Seldon zitiert. Auszüge daraus werden derzeit in der britischen Zeitung „Mail on Sunday“ veröffentlicht. Blair sei Bush gegenüber aber dann nicht standhaft gewesen.

Mitte 2002 habe er „gemerkt, dass die Pläne für einen Krieg vorankamen und ich war mir nicht sicher, ob wir es genug durchdacht hatten“, wurde Powell weiter zitiert. Er und Straw hätten sich Sorgen gemacht, dass sich Bush und Blair nicht genügend Gedanken über die Folgen eines Sturzes des irakischen Machthabers Saddam Hussein gemacht hätten.

Blair habe immer den Präsidenten unterstützt. „Ich fand das sehr überraschend“, heißt es weiter. „Ich habe nie wirklich verstanden, warum Blair so mit Bush im Einklang zu sein schien. Ich dachte, die Briten wurden doch am 11. September nicht angegriffen. Wie kommt er darauf, dass Saddam so eine große Bedrohung ist?“

Unausgegorene Strategie

In seinem Buch „Blair Unbound“ verweist Seldon darauf, dass auch Blairs Berater ihren Chef nicht von einer Unterstützung des Irak-Kriegs abbringen konnten. Blair habe nicht auf die Warnungen gehört, wonach ein Krieg sowohl seinem Image als auch der Nahostpolitik schaden könnte. Er und Bush hätten zwar die Vision verfolgt, ein stabiles, prosperierendes Land zu schaffen. An ausgegorenen Strategien dafür hätte es jedoch gemangelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2007)

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