Iran: „Mit dem Mullah-Regime ist kein Kompromiss möglich“

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Der älteste Sohn des Schahs, Reza Pahlevi II, fordert mehr internationale Unterstützung für die iranische Opposition.

Innsbruck. Still ist es geworden um die Familie des Schah von Persien, einst Angehörige des internationalen Jet-Sets und Lieblinge der Regenbogenpresse. Heute kämpft Reza Pahlevi II, der älteste Sohn des Monarchen, um die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit. Der bald 47-Jährige hat sich ganz in den Dienst des Kampfes gegen das Teheraner Mullah-Regime gestellt, wie er im Gespräch mit der „Presse“ erzählt. „Meine Aufgabe ist es jetzt dafür zu arbeiten, dass die Iraner einmal selbst ihre Zukunft bestimmen können.“

Ganz uneigennützig dürfte sein Engagement nicht sein. Auch wenn Pahlevi die Entscheidung über die künftige Staatsform seinen Landsleuten überlassen möchte, gibt er seine eigene Präferenz doch zu verstehen: „Ich glaube nicht, dass der Unterschied zwischen Frankreich und Großbritannien, zwischen Finnland und Schweden oder zwischen Portugal und Spanien besonders groß ist. Die einen sind Republiken, die anderen Monarchien. Entscheidend ist, dass es sich um Demokratien handelt.“

Der Exilpolitiker, der auf Einladung des Management Center Innsbruck einen Vortrag in Tirol hielt, wehrte sich auch nicht dagegen, von seinen Gastgebern als „Seine Majestät“ vorgestellt zu werden. Selbst seine Mutter soll ihn übrigens so nennen, nachdem Pahlevi nach dem Krebstod seines Vaters 1980 die Nachfolge auf den Pfauenthron beanspruchte.

Dabei wirkt der Mann im gut sitzenden Anzug alles andere als königlich. Denn Charisma würde man dem studierten Politikwissenschaftler kaum konzedieren. Im Gegenteil: Er hat etwas vom freundlichen Mann von nebenan, wenn er mit leiser Stimme und in geschliffenem Englisch für seine Sache wirbt. Lediglich die sorgsam manikürten Hände verraten hin und wieder Emotionalität. Etwa dann, wenn es um die Regierungszeit seines Vaters geht: Um dessen Verdienste herauszustreichen, blickt Pahlevi gerne in die Geschichte zurück. So spricht er etwa davon, dass Iran vor 30 Jahren „eine stabilisierende Macht in der Region“ gewesen sei. Zudem habe der Schah „große Ambitionen für die Zukunft des Landes“ gehabt.

„Will Geschichte machen“

Befragt nach möglichen Fehlern seines Vaters, während dessen Regentschaft der Geheimdienst Savak unzählige Menschen folterte, sagt Pahlevi: „Ich ziehe es vor, Geschichte zu machen und nicht, Geschichte zu schreiben mein Fokus liegt in der Zukunft.“ Und das, obwohl zumindest die Gegenwart stark von der jüngeren Geschichte Irans mitbestimmt wird. Wenn nämlich Präsident Ahmadinejad heute auf der energiepolitischen Selbstbestimmung seines Landes beharrt, nimmt er damit auch Bezug auf den Kampf um die Unabhängigkeit Irans.

Die Nationalbewegung rund um den Premierminister Mohammed Mossadegh hatte einst hartnäckig gegen die Ausbeutung der iranischen Ölvorkommen durch die britischen Kolonialherren gekämpft. Als diese schließlich verstaatlicht wurden, zettelte die CIA 1953 einen Putsch gegen Mossadegh an. Per Dekret ernannte der kurzzeitig ins Ausland geflohene Schah einen neuen, auch den USA genehmen Ministerpräsidenten. Der Sohn des Schahs sagt zu diesen Geschehnissen heute: „Über diese Phase gibt es keinen Konsens, deshalb verschwende ich auch nicht meine Zeit damit. Wofür auch?“

Dafür ist der dreifache Familienvater, der seit 28 Jahren im Exil in den USA lebt, zu beschäftigt. Pahlevi reist bei seiner Suche nach Unterstützung für den Kampf gegen das Mullah-Regime viel, denn er ist überzeugt: Die Zeit laufe langsam ab. „Das Regime kommt der Entwicklung von Nuklearwaffen immer näher. Und wenn es sie hat, wird es sie auch benützen.“ Eine militärische Intervention lehnt er dennoch ab, ebensowenig hält er von der Fortsetzung der Verhandlungen: „Mit diesem Regime ist kein Kompromiss möglich.“

Zivilen Ungehorsam fördern

Deshalb müsse die internationale Gemeinschaft nun handeln und den Druck auf das Regime erhöhen wie etwa mit intelligenten Wirtschaftssanktionen, die dem Regime, nicht aber der Bevölkerung schaden. Vor allem aber müsse man auf die Opposition und zivilen Ungehorsam im Land selbst setzen: „Das ist ein dritter Weg und meines Erachtens der sicherste, legitimste und effektivste“, sagt Pahlevi, der große Hoffnung in die iranische Bevölkerung setzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2007)

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