Persönliche Informationen von 25 Millionen Menschen verschwunden.
London (ag). Die britischen Bürger sind beunruhigt: Der Steuerbehörde sind zwei CDs mit persönlichen Informationen aller Kindergeldbezieher Großbritanniens verloren gegangen – auf dem Postweg. Die Schlamperei wird zum Schlamassel für die Regierung von Gordon Brown: Der Leiter der Steuer- und Zollbehörde, Paul Gray, ist am Mittwoch zurückgetreten. Nun wackelt auch der Sitz von Finanzminister Alistair Darling. Der sprach von einem „riesigen Fehler“, seinen Posten aufgeben will er aber nicht.
Auf den beiden verschwundenen CDs befinden sich Daten von insgesamt 25 Millionen Menschen: Namen, Adressen, Geburtsdaten sowie Kontoinformationen. Verantwortlich für den Skandal dürfte ein Angestellter sein, der die Datenträger entgegen der Dienstvorschrift per Kurierdienst als einfache Sendung aufgegeben hat. Die britische Regierung habe seit dem 10. November vom Datenverlust gewusst, berichtete die Tageszeitung „Guardian“ am Mittwoch. Die Briten erzürnt, dass die Polizei erst vier Tage später und die Öffentlichkeit gar erst am Dienstag informiert wurde.
Es wird vermutet, dass die Sendung mit den zwei CDs am 18. Oktober in Nordostengland aufgegeben wurde. Am Bestimmungsort London kam sie nie an.
Versagen eines Angestellten
Dass Stellenabbau und der Zusammenschluss von Zoll- und Steuerbehörde vor zwei Jahren letztlich den Skandal ausgelöst hätten, bestreitet Darling. Es handle sich um den Fehler eines Mitarbeiters, der sich nicht an die Regeln gehalten habe, sagte er der BBC.
Tatsächlich ist der Fall Höhepunkt in einer ganzen Reihe von Unregelmäßigkeiten: 41 Computer wurden der Steuerbehörde im vergangenen Jahr entwendet, kritisieren die Konservativen. Auch im September verschwanden schon Personendaten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2007)