Erweiterung: „Türkei will zwei Staaten auf Zypern“

Die zypriotische Außenministerin warnt vor einer Verhärtung der türkischen Position.

Wien (wb). „Die Situation ist kritisch“, warnt die zypriotische Außenministerin Erato Kozakou-Markoullis. Nach den Wahlen in der Türkei und den festgefahrenen EU-Verhandlungen der Türkei drohe nun die endgültige Teilung Zyperns. Ankara trete derzeit verstärkt für eine Zwei-Staaten-Lösung ein. Das wäre das Ende aller Bemühungen für ein föderales Zypern.

Kozakou-Markoullis behauptete am Dienstag anlässlich eines Besuchs in Wien, dass das türkische Militär hinter der neuen Linie stehe. Denn es habe ein geostrategisches Interesse an Zypern und nach wie vor großen Einfluss auf die Politik in Ankara. Aber auch der neue Präsident Abdullah Gül, so die Außenministerin, habe sich auf eine endgültige Teilung mit zwei Regierungen und zwei Sprachen eingeschworen.

Keinen Zweifel ließ die zypriotische Außenministerin darüber, wie sehr die Zypern-Frage, der EU-Beitritt und sogar eine Lösung für den Kosovo zusammenhängen. Bisher galt der EU-Beitritt als Motivation für Ankara, sich um eine Lösung für Zypern zu bemühen. Die sinkende EU-Stimmung, so bestätigen auch türkische Diplomaten, hätte aber dazu beigetragen, dass es derzeit keine Bereitschaft mehr gäbe, der Regierung der Republik Zypern entgegen zu kommen.

Kosovo als Präzedenzfall

Die Ängste der zypriotischen Regierung vor einer Teilung der Insel, hat nun auch einen Einfluss auf die Kosovo-Verhandlungen. Kozakou-Markoullis warnte in Wien vor einem „gefährlichen Präzedenzfall“, sollte die Unabhängigkeit des Kosovo von Serbien Realität werden. Zypern werde sich in der EU gegen eine Anerkennung des Kosovo stellen, kündigte sie an. „Und wir sind mit diesem Veto sicher nicht allein.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2007)

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