Die Sprecher der Politiker: Stimmen ihrer Herrn

Feigl
Feigl(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Angelika Feigl, Tochter aus bildungsbürgerlichem Haus, ist die Sprecherin von Werner Faymann. Daniel Kapp verkauft die Politik von Josef Pröll. Ihr Verhältnis zueinander ist unterkühlt wie das Koalitionsklima.

Als Werner Faymann Ende Juni Silvio Berlusconi in dessen Regierungspalast in Rom besuchte, hob der Kanzler die guten Beziehungen zwischen Italien und Österreich hervor. Berlusconi setzte sein Papagallo-Grinsen auf, deutete auf Faymanns ansehnliche Sprecherin und meinte: „Und wenn die Dame hier da bleibt, dann wären sie noch besser.“

Wenig später fand sich in der „Krone“ die Notiz „Italiens viriler Premier zeigte kürzlich weitaus mehr Interesse an Faymanns weiblichen Mitarbeitern und weniger am Thema einer Finanztransaktionssteuer“ – verfasst von Claus Pándi, Angelika Feigls Ehemann.

Über ihn hatte Feigl, als sie noch in der PR-Abteilung des eher konservativen Amalthea-Verlags arbeitete, auch Werner Faymann kennengelernt. Eine heikle Polit-Medien-Beziehung. „Es ist nicht immer einfach. Über gewisse Sachen reden wir zu Hause einfach nicht“, sagt Feigl. „Wir versuchen strikt, Berufliches von Privatem zu trennen.“ Wobei das Verhältnis zwischen den Chefs der beiden, Hans Dichand und Werner Faymann, ohnehin ein wenig abgekühlt ist. „Wir wollten bewusst keinen Boulevardkanzler haben“, meint Feigl. „Wir sind langsam zurückgegangen, andere langsam vor.“

Unzweifelhaft damit gemeint: Josef Pröll und dessen Sprecher Daniel Kapp – auch dieser übrigens recht dick mit Pándi, mal mehr, mal weniger. Das Klima zwischen Kanzlersprecherin und Vizekanzlersprecher hingegen ist eher frostig. Wobei vor allem Feigl Distanz zu Kapp hält, der leicht machiavellistisch veranlagte Pröll-Schatten hat weniger Berührungsängste.

Der Aufstieg des selbstbewussten, eloquenten Daniel Kapp ist auch einigen seiner ÖVP-Kollegen nicht ganz geheuer. Geboren wurde er in Ruanda, sein Vater, ein deutscher Diplomat, arbeitete an der Botschaft in Kigali. Kapp wuchs in Sambia, Burma und Malaysia auf, er besitzt die deutsche und die amerikanische Staatsbürgerschaft, seine Mutter, eine Ethnologin, stammt aus Chicago. Das Geschichtestudium führte ihn nach Wien, im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit für die Kroatien- und Bosnien-Hilfe kam er über das Hilfswerk ins ÖVP-Umfeld. Er war Mitarbeiter der Abgeordneten Agnes Schierhuber, die auch als politische Ziehmutter Josef Prölls gilt. Die beiden arbeiteten schließlich gemeinsam in Wilhelm Molterers Landwirtschaftsressort, Pröll als Kabinettschef, Kapp als Pressesprecher. Als Pröll Minister wurde, wurde Kapp sein Pressemann. Der Deutschamerikaner ist zwar in Österreich nicht wahlberechtigt, aber immerhin Mitglied des Bauernbunds.


Der „BachPod“. Wie Kapp stammt auch die Amstettnerin Angelika Feigl aus bürgerlicher Familie, „,Presse‘-Abonnenten seit jeher“. Ihr Vater ist Anwalt, ihre Mutter Uni-Professorin für Gesang. Feigl selbst lernte Blockflöte und Klavier. Stets trägt sie ihren „BachPod“ – einen iPod mit den gesammelten Werken Johann Sebastian Bachs, ein Geschenk ihres Bruders –, mit sich. Bis zu ihrer Tätigkeit für Faymann sei sie Wechselwählerin gewesen, und auch jetzt sei sie kein SPÖ-Mitglied, so Feigl. „Obwohl ich mit der Zeit schon linker werde.“ Sie arbeite aber in erster Linie für den Menschen Werner Faymann; würde er zu einer anderen Partei wechseln, würde sie mitgehen.

Interventionen. Als große Intervenierer, etwa im ORF, gelten beide nicht. Kapp, zwar stets via Handy präsent, aber selten unangenehm, liegt auf der ORF-internen Skala irgendwo zwischen Klima-Sprecher Rudas bzw. Schüssel-Sprecherin Glück (relativ heftig) und den Gusenbauer-Leuten (relativ harmlos). Feigl war bisher eher unauffällig, allerdings habe sich das seit der „Enten“-Geschichte deutlich geändert: Nun schlage sie bisweilen doch recht harsche Töne an, heißt es vom Küniglberg. Vor dem diesjährigen ORF-Sommergespräch mit Faymann geriet Feigl selbst in die Schlagzeilen, ein Mail an den ORF war veröffentlicht worden, in dem sie darauf hingewiesen hatte, dass sie kein Entengequake als Hintergrundgeräusch wünsche.

Vorige Woche wurde Feigl dann öffentlich von ihrem Chef korrigiert, nachdem sie zuvor bestätigt hatte, dass Faymann Molterer einst auf seiner EU-Kommissarsliste hatte. „Vielleicht bin ich ein wenig zu vertrauensselig“, meint Feigl. Kapp wiederum lag unlängst im Clinch mit der „Report“-Redaktion wegen eines leicht despektierlichen Berichts über die Pröll-Rede. Einen Teil davon hatte Kapp verfasst.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.11.2009)

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