Papst: Wissenschaft erklärt Evolution nur unvollständig

In seinem Buch "Schöpfung und Evolution" tritt Papst Benedikt XVI. für eine Synthese zwischen Wissenschaft und Religion ein.

Papst Benedikt XVI. hat in einem neuen Buch die Sicht der Wissenschaft auf den Ursprung des Lebens als verengt kritisiert. Christen sollten sich dieser Frage daher mit einem erweiterten Blick annähern, schreibt der Pontifex in dem am Mittwoch erschienenen Band. Zugleich lobt er den wissenschaftlichen Fortschritt. Die Evolutionslehre Charles Darwins sei allerdings nicht vollständig überprüfbar, gibt Benedikt zu bedenken.

"Die Naturwissenschaft hat große Dimensionen der Vernunft erschlossen, die uns bisher nicht eröffnet waren," heißt es in dem auf Deutsch veröffentlichten Buch "Schöpfung und Evolution - Eine Tagung mit Papst Benedikt XVI. in Castel Gandolfo". Ihre Erkenntnisse führten jedoch zu Fragen, die sich mit dem methodischen Kanon der Wissenschaft alleine nicht beantworten ließen.

Kompromisslösung „Theistische Evolution"

"Es sind die großen Urfragen der Philosophie, die auf neue Weise vor uns stehen: die Frage nach dem Woher und Wohin des Menschen und der Welt," schreibt der ehemalige Theologieprofessor und Kardinal Joseph Ratzinger in dem Text, der auf einem Seminar mit früheren Studenten im vergangenen Herbst beruht.

In seinem Buch tritt der Papst für die so genannte "theistische Evolution" ein. Demnach erschuf Gott das Leben mit Hilfe der Evolution, so dass Wissenschaft und Religion keine unversöhnlichen Gegensätze darstellen. Neben der römisch-katholischen Kirche vertreten auch die orthodoxe und die großen protestantischen Kirchen diese Theorie.

Die Frage nach dem Ursprung

"Auf die Erklärungsfähigkeit des Glaubens allein für das Ganze würde ich nicht setzen," schreibt der Pontifex. Sowohl der Materie selbst als auch dem Prozess als Ganzem wohne eine Rationalität inne. Es bleibe jedoch die Frage, woher diese stamme. "Die Naturwissenschaft kann und darf darauf nicht direkt antworten." Die Menschen müssten es hier wagen, sich der "schöpferischen Vernunft" anzuvertrauen, so das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.

Herausgeber von "Schöpfung und Evolution" ist der Ratzinger-Schülerkreis. Das Buch soll nach Angaben des Augsburger Verlags Sankt Ulrich später auch in andere Sprachen übersetzt werden. (Ag.)

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