Archäologie: „Bühnen, nicht Bilder“

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Die Nasca-Linien sind keine UFO-Landeplätze, sondern hatten Kultfunktion.

Seit bald hundert Jahren rätseln Forscher und Esoteriker über die „Geoglyphen“ der Nasca, das sind riesige Zeichen – geometrische Muster, Tierdarstellungen –, die die frühen Bewohner des südlichen Peru von 500 vor bis 650 nach Christus in die trockene Atacama-Region prägten, indem sie in kilometerlangen Linien Steine beiseiteräumten. 1926 wurden sie wieder entdeckt, man sieht sie am besten von weit oben, deshalb sind sie seit 1968 für Erich von Däniken Landeplätze Außerirdischer. Andere vermuten, nur von Heißluftballons aus hätten die Baumeister den Arbeitern den Weg weisen können.

Aber man kann auch aus geringerer Höhe einen Überblick gewinnen, die deutsche Archäologin Maria Reiche zeigte es, sie forschte lange im Alleingang und mit einer simplen Haushaltsleiter als Aussichtspunkt. Ganz ähnlich haben es wohl auch die Nasca selbst gemacht, das ist das Ergebnis des Nasca-Palpa-Projekts, mit dem die internationale Forschung 1997 sich den Linien wieder zuwandte, sie hatte sich zurückgezogen, um nicht in Däniken-Nähe zu geraten.

Landschaft gestaltet für Wasserrituale

Nun ist die Erhebung abgeschlossen, erste Ergebnisse wurden auf einer Konferenz in Berlin präsentiert (Science, 317, S.446): Zentrale Funde sind Steinbauten – wohl Tempel – und Reste von hohen Holzpfosten in den Linien. Von ihnen konnte man sie überblicken, von umliegenden Hängen aus auch. Was gab es zu sehen? „Geoglyphen, Tempel und Sichtmarken bildeten eine Rituallandschaft für Wasser- und Fruchtbarkeitskulte“, berichtet Projektleiter Markus Reindel (Deutsches Archäologisches Institut, Berlin): „Die Linien waren Bühnen, nicht Bilder.“

Auf eine kultische Funktion – für Wassergötter – deutet zweierlei: Zum einen wurden in den Bauten viele Opfergaben gefunden, darunter Muscheln, die aus weiter Entfernung herangeschafft wurden. Zum anderen wurden die Geoglyphen immer größer, je trockener die Region wurde. Geholfen hat es nichts, um 650 machte die Dürre der Nasca-Kultur ein Ende (www.dainst.org).

NASCA: Hypothesen

650n.Chr. verschwand die Kultur und nahm ihr Geheimnis mit: Landebahn (v.Daeniken)? Sportstätte (v.Dithfurth)? Kalender (Reiche)? Wassergötterkult!

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2007)

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