Lauda prüft Langstrecken-Charter

Luftfahrt. Billigfluglinie „Niki“ könnte mit Air Berlin/LTU ab Wien Ferienflüge anbieten.

Moskau.„Wenn ein Reiseveranstalter kommt und uns garantiert, dass er das Flugzeug füllt, dann fliegen wir Langstrecke ab Wien.“ Niki Lauda, Mehrheitseigentümer der Billig-Fluglinie „Niki“ (24 Prozent hält die Air Berlin) schließt den Einstieg ins Langstrecken-Geschäft nicht mehr aus. Mit einer Einschränkung: Es geht nur um Charterflüge. „Ich fliege sicher nicht Linie, das rechnet sich nicht“, sagt Lauda. Der Grund: Das Passagieraufkommen aus Wien sei zu gering, um einen regulären Langstrecken-Betrieb profitabel zu machen, zumal es dazu auch einer Business Class und eines kompletten Caterings bedürfe – nicht nur Sandwiches.

AUA hat Ferienziele gestrichen

Ausgangspunkt der Überlegungen sei die Übernahme des deutschen Ferienfliegers LTU durch „Niki“-Partner Air Berlin. Die LTU bedient ab Düsseldorf mit elf Langstreckenjets rund 25 Ziele in Nordamerika, Asien und Afrika. Gleichzeitig hat die AUA aus Kostengründen neben einer Reihe von Linien-Destinationen auch den Großteil der von der Tochter Lauda Air bedienten Fernziele gestrichen. „Das bietet natürlich völlig neue Perspektiven“, meint Lauda. Jetzt werde die LTU in die Air Berlin integriert. Ab Wintersaison 2008/09 könnte aber eine LTU-Maschine in Wien stationiert werden und unter der Marke „Niki“ Langstrecken-Ferienflüge anbieten.

Die Übernahme der LTU wird sich ungeachtet der Langstrecken-Pläne sehr positiv auf die Passagierzahlen bei „Niki“ auswirken. „Wir liefern Passagiere aus Österreich in das LTU-Netz zu.“ Die Passagierzahl bei „Niki“ soll heuer von 1,3 Millionen auf 1,9 Millionen steigen, der Umsatz von 140 Mio. auf 180 Mio. Euro zulegen. Lauda und sein Geschäftsführer Otmar Lenz erwarten mehr Nettogewinn, der im Vorjahr bei 730.000 Euro lag. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass der Ölpreis bei 65 Dollar je Fass stabil bleibe. Gegen Preisschwankungen seien rund 35 Prozent des Kerosinverbrauchs gesichert (sogenanntes „Hedging“).

Die Chancen, das Jahresziel zu erreichen, stehen laut Lauda sehr gut: In den ersten vier Monaten habe er 60 Prozent mehr Passagiere befördert. Maßgeblich daran beteiligt sei die Anfang April eröffnete Moskau-Route. „Wir kalkulieren bei einer neuen Route Investitionen von einer Mio. Euro. Nach den ersten Monaten liegen wir 100.000 Euro besser“, rechnet Lauda österreichischen Journalisten bei einer Stippvisite nach Moskau vor. 2008, bei einem Aufkommen von 89.000 Passagieren, soll die Moskau-Route Gewinn abwerfen.

„50 Prozent billiger als die AUA“

Lauda, der auf der Moskau-Route die AUA direkt attackiert, sieht für „Niki“ genug Potenzial. „Wir sind im Schnitt um 50 Prozent billiger als die AUA, haben bereits 50 Prozent Auslastung, und die Buchungen laufen sehr gut.“ Nicht nur Touristen reisen mit „Niki“. Die Strabag habe schon im Vorfeld des Deals mit Oleg Deripaska wegen Business-Tarifen angefragt, sagt Lauda. Solche Spezialangebote gebe es für alle Firmen.

Die nächste Route, auf der Lauda (nach Rom, Frankfurt und Zürich) gegen die AUA antritt, führt nach Mailand. Zwei tägliche Flüge sind ab Herbst geplant. München soll im Frühling 2008 folgen. Dafür wird die Flotte um ein auf acht Flugzeuge aufgestockt. Generell seien Ziele interessant, die ein Passagiervolumen von 100.000 pro Jahr versprechen, sagte Lauda.

Inline Flex[Faktbox] HOCHFLIEGENDE PLÄNE("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.