Asien bastelt an IWF-Konkurrenz

Reservefonds. China, Japan und Asean-Staaten wollen Währungsreserven konzentrieren.

kyoto (Bloomberg/ju).Es wird nicht viel darüber geredet, aber was die Finanzminister der wichtigsten asiatischen Staaten am Rande der derzeit laufenden Jahrestagung der Asiatischen Entwicklungsbank (Asean Development Bank) in Kyoto besprechen, hat es in sich: China, Japan, Südkorea und die Asean Staaten überlegen, den größten Teil ihrer Währungsreserven in einen gemeinsamen Reservefonds einzubringen und damit eine Art asiatischen Gegen-Währungsfonds zu bilden. Mit dem Geld sollen künftig Entwicklungen wie etwa die Asien-Krise vor zehn Jahren vermieden werden.

Es geht um beträchtliche Summen: Allein in China haben sich bereits Währungsreserven von 1,2 Billionen Dollar (881,6 Mrd. Euro) angesammelt, die ganze Region bringt es auf fast 3,4 Bill. Dollar. 2,7 Bill. davon sollen in den neuen Fonds eingebracht werden, über dessen Gründung sich die Finanzminister der betroffenen Staaten am Rande der Bank-Tagung unterhalten.

Billionen auf der hohen Kante

Derzeit gibt es in Asien die sogenannte Chiang-Mai-Initiative, die vorsieht, bei Währungsturbulenzen (wie etwa jenen während der Asien-Krise) mit bilateralen Devisenswaps gegenzusteuern. Diese bilateralen Swap-Vereinbarungen sind von Anfangs 200 Mio. Dollar sukzessive auf 75 Mrd. Dollar ausgeweitet worden. Experten meinen freilich, selbst diese Summe sei viel zu wenig, um spekulative Angriffe auf einzelne asiatische Währungen abwehren zu können. Mit dem mehr als zehnmal größeren Reservepool würde sich die Situation freilich schlagartig ändern.

Asiatische Finanzexperten machen allerdings kein Hehl daraus, dass hinter der Initiative mehr steckt als die gegenseitige Hilfszusage für den Fall erneuter Währungsturbulenzen. Es gehe vielmehr darum, den Einfluss des Internationalen Währungsfonds (IWF) in der Region drastisch zurückzudrängen, also eine Art Gegen-IWF zu bilden.

Der in Washington angesiedelte Fonds hat in Asien seit der Währungskrise in den neunziger Jahren nämlich nicht den besten Ruf. Damals waren mehrere asiatische Staaten bei dem Versuch gescheitert, Spekulationen gegen ihre Währungen abzuwehren. Die Währungsreserven von Indonesien, Thailand und Südkorea waren dabei vollständig aufgezehrt worden. Der IWF war mit Krediten über 100 Mrd. Dollar eingesprungen, hatte das aber an strenge Auflagen geknüpft. Unter anderem mussten die Staatsausgaben gesenkt, die Kreditzinsen erhöht und staatliche Unternehmen forciert privatisiert werden. Die zu strikten Auflagen hätten die asiatische Wirtschaftskrise damals verstärkt, statt gebremst, lautete der Vorwurf.

Die beabsichtigte Gründung des Reservefonds sei nun der Versuch, sich gegen künftige Krisen zu wappnen, ohne die drakonischen Auflagen des IWF fürchten zu müssen, hieß es. Geld genug ist vorhanden: Die Währungsreserven der asiatischen Staaten sind in den vergangenen zehn Jahren von 485 Mrd. auf derzeit 3,4 Bill. Dollar gestiegen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2007)

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