Studie: Franzosen sind keine Einzelkämpfer

Französische Luxusmarken geben weltweit den Ton an – weil sie kooperieren.

WIEN. Ein bisschen Luxus ist auch „Made in Austria“: Feine Strümpfe von Wolford beispielsweise oder Swarovski-Produkte kann man dazu zählen. Aber an den Glanz von Louis Vuitton, Chanel oder Cartier – den Top-Marken im Luxusbereich – kommen die heimischen Anbieter nicht heran.

Stefan Höffinger von der Beratungsgesellschaft A.T. Kearney zufolge setzen die österreichischen Premiumanbieter zu viel auf Einzelkämpfertum – und zu wenig auf Kooperation. Es gibt keinen gemeinsamen internationalen Auftritt von Luxuswaren aus Österreich, obwohl die Nachfrage nach edlen Marken hoch ist – vor allem in Japan und Russland.

Laut A.T. Kearney beherrschen französische Marken rund 34 Prozent des weltweit 138 Mrd. Euro schweren Luxusmarktes. Italienische Marken belegen mit 20 Prozent Rang zwei, gefolgt von US-Firmen mit 14 Prozent.

A.T. Kearney hat untersucht, was die Franzosen anders und besser machen. In der Studie wird vor allem der Branchenverband „Comit© Colbert“ als eines der Erfolgsgeheimnisse gewertet. Die Vereinigung wurde bereits 1954 gegründet und zählt 68 Luxus-Produzenten zu ihren Mitgliedern. Unter diesem Dach findet ein reger Gedankenaustausch statt und weniger schillernde Luxus-Marken-Anbieter lernen von den ganz großen.

„Sektion Luxus“ der Kammer

Das Comit© könnte man mit einer Sektion Luxus der Wirtschaftskammer vergleichen: Sie gibt Studien in Auftrag, macht Lobbying, hilft im Ausland weiter und organisiert Nachwuchswettbewerbe für junge Designer. „Die französischen Marken haben ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein – und keine Angst, im Verbund voneinander zu profitieren.“ Höffinger ist der Ansicht, dass diese Plattform den französischen Luxusmarken geholfen hat, sich besser global zu positionieren als alle anderen Hersteller. Ein positiver Nebeneffekt: Mit dem Export von französischem Savoir-Vivre wird auch Lust auf Urlaub in Frankreich gemacht, was Statistiken belegen.

In einer Liste der wertvollsten Luxusmarken – errechnet von der Marktforschungsgruppe Millward Brown Optimor – findet sich Louis Vuitton mit einem Markenwert von knapp 23 Mrd. Dollar an der Spitze. Auch die weiteren Plätze, Chanel, Cartier und Herm¨s werden von Franzosen eingenommen. Erst auf Platz fünf folgt ein Produzent einer anderen Nation – Gucci aus Italien.

Höffinger sieht den Luxusmarkt derzeit im Wandel: Früher sei Luxus nur ganz wenigen vorbehalten gewesen, mittlerweile sei er auch etwas für das breitere „Volk“. Auch Mittelschichts-Frauen kaufen sich Designerkleider oder trinken Champagner. Das bringt hohe Wachstumsraten mit sich, selbst bei alteingesessenen Märkten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2007)

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