"China reißt sich Afrika unter den Nagel"

Immer mehr chinesische Produkte überschwemmen den afrikanischen, zunehmend aber auch den arabischen Markt, sagen Österreichs Handelsdelegierte.

Am afrikanischen Kontinent ist die Konkurrenz aus dem Fernen Osten bereits mehr als spürbar. "China reißt sich Afrika unter den Nagel", sagte der österreichische Handelsdelegierte in Südafrika, Stefan Pistauer. Vor allem im Sudan seien chinesische Firmen im Erdölsektor sowie im Kraftwerksbau federführend. 50 Prozent des Öls würden mittlerweile von den Chinesen gefördert.

Aber auch im Konsumgüterbereich würden chinesische Produkte den arabischen und afrikanischen Markt überschwemmen. Eine Konkurrenzsituation, die selbst den afrikanischen Staaten zu schaffen mache, so Pistauer. So würden Chinas Unternehmen etwa im Kraftwerksbau ihr eigenes Personal mitnehmen und so einen Großteil der Wertschöpfung aus den jeweiligen Ländern abziehen. Auch könnten chinesische Firmen ihr Produkte oft billiger als die lokalen Märkte in den afrikanischen Ländern produzieren.

Im öl- und gasreichen Algerien seien chinesische Firmen durch ihre günstigen Preise zum Zug gekommen.

Peking betreibt eine sehr aktive Öldiplomatie in Afrika und im Mittleren Osten. 2006 wurde unter anderem eine Reihe von Öl-Lagerstätten in Nigeria erworben, darüber hinaus ist China auch im Sudan, im Niger, Tschad, in Algerien, Mauretanien und in Angola präsent. 

Ungebrochene "Ölschürfstimmung" herrscht auch im Nahen und Mittleren Osten. Der Iran ist trotz Handelseinbußen nach wie vor drittwichtigster Handelspartner für österreichische Unternehmen in der Region, nach Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). "Alle Ölfirmen, die nicht US-amerikanisch sind, sind im Iran vertreten", erklärte der Handelsdelegierte in Teheran, Karl Hartleb.

Durch die UN-Sanktionen hätten sich die österreichischen Exporte aber abgeschwächt. So wurde im Vorjahr 15,6 Prozent weniger ausgeführt, die Importe sind im selben Zeitraum um fast 26 Prozent zurückgegangen. Das Exportvolumen betrug aber immer noch mehr als 339 Mio. Euro gegenüber Importen im Umfang von knapp 141 Mio. Euro.

Auf dem iranischen Privatsektor gebe es derzeit fast keine Investitionen, obwohl das Land im Vorjahr rund 60 Mrd. Dollar (44,2 Mrd. Euro) an Deviseneinnahmen vorzuweisen hatte, so Hartleb. Zudem seien große Summen aus dem Iran nach Dubai geflossen. Die Sanktionen hätten aber die Zulieferfirmen für die Petro- und Ölindustrie am stärksten getroffen. China übernehme hier eine immer stärkere Rolle im Nahen und Mittleren Osten, vor allem im Raffinerie- und Petrochemiebereich. (APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.