Ex-Gewerkschafter: "War verdeckt als Lobbyist für Siemens tätig"

Deutschland. Der Ex-Vorsitzende der Gewerkschaft AUB belastet die ehemalige Siemens-Spitze schwer.

Der frühere Vorsitzende der Arbeitnehmervertretung AUB, Wilhelm Schelsky, hat der ehemaligen Siemens-Spitze vorgeworfen, die Organisation als unternehmensfreundliche Betriebsrätegruppe positioniert zu haben. Er habe den Aufbau der Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB) mit den Millionenzahlungen von Siemens betrieben, erklärte Schelsky laut der Zeitschrift "Stern".

"Ich sollte mit dem Geld eine Dachorganisation aufbauen. Und das habe ich getan", zitiert ihn das Magazin. "Ich war verdeckt als Lobbyist für Siemens tätig. Es gab einen klaren Auftrag aus der Konzernspitze. Der Plan kam aus dem Zentralvorstand", fügte er hinzu.

Schelsky sitzt seit Februar in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Nürnberg wirft ihm Steuerdelikte vor. Im Zusammenhang mit Zahlungen von mindestens 35 Mio. Euro von Siemens an Schelsky war auch der mittlerweile suspendierte Konzernvorstand Johannes Feldmayer vorübergehend verhaftet und nur gegen fünf Mio. Euro wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Ihm legen die Ermittler Untreue zur Last.

Nach eigenen Angaben konnte Schelsky über seine Unternehmensberatung zwar frei über das Geld verfügen, allerdings sei der Zweck klar gewesen: "Ich war von Siemens vollständig unabhängig in der Ausgestaltung meiner Auftragserfüllung. Es gab weder Vorschriften über die Inhalte meiner Tätigkeit noch eine Aufforderung, Bericht zu erstatten. Man hat mir vertraut."

Die IG Metall hat wegen der Zahlungen Anzeige gegen Siemens erstattet, da sie vermutet, dass die AUB mit den Geldern illegal unterstützt worden sei. Vor diesem Hintergrund haben Gewerkschaftsvertreter im Aufsichtsrat auch den Rücktritt der AUB-Entsandten in das Kontrollgremium, Hildegard Cornudet, gefordert. (Ag./Red.)

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