Spielkonsolen: Die Rückkehr von Nintendo

AP
  • Drucken

Die Japaner verkaufen deutlich mehr als Sony und Microsoft.

Wien. Als im Herbst 2005 mit der Xbox 360 von Microsoft die erste Spielkonsole der fünften Generation den Markt betrat, wurde allgemein ein heftiger Zweikampf mit Sony erwartet. Da die Xbox über ein Jahr vor Sonys Playstation 3 zu den Händlern kam, rechnete sich Microsoft gute Chancen aus, Sony endlich vom Videospiel-Thron zu stoßen. Rund eineinhalb Jahre später scheint der Wettstreit um die Vorherrschaft in dieser Konsolengeneration entschieden zu sein. Doch weder Microsoft noch Sony dürften dabei als Sieger hervorgehen. Gewinner ist vielmehr ein bereits Totgeglaubter – Nintendo. Die Japaner übertreffen bei den Verkaufszahlen mit der Wii die Konkurrenten um Längen.

Laut einer Schätzung des Marktforschers IDC wird Nintendo heuer 16,1 Mio. Konsolen absetzen. Wesentlich mehr als Sony mit 9,9 oder Microsoft mit 9,7 Mio. Bisher verkaufte sich die Wii bereits 7,7 Mio. mal. Sie liegt damit nur knapp hinter der Xbox mit elf Mio. Einheiten. Und dies obwohl Nintendo sein Gerät ein Jahr später als Microsoft auf den Markt brachte. Am Freitag gab es dann die nächste Hiobsbotschaft für Microsoft. Aufgrund von Hardwareproblemen müssen etliche Geräte auf Garantie repariert werden. Genaue Zahlen nennt Microsoft nicht. Experten schätzen, dass es sich um 2,5 Mio. Konsolen handelt. Laut Microsoft werden die Kosten dafür bis zu 1,2 Mrd. Dollar (880 Mio. Euro) betragen.

Xbox: Eine Mrd. Verlust pro Jahr

Diese Kosten dürften es dem erfolgsverwöhnten Konzern schwer machen, sein Ziel zu erreichen und bis Ende 2008 mit dem Konsolengeschäft endlich schwarze Zahlen zu schreiben. Seitdem Microsoft im November 2001 in diese Branche eingestiegen ist, haben die Amerikaner rund eine Mrd. Dollar pro Jahr verloren. Nicht ganz so tragisch ist die Lage bei Sony. Aufgrund des hohen Preises – eine Playstation 3 kostet rund 600 Euro – dürfte der Elektronikkonzern trotz der enttäuschenden Verkaufszahlen Gewinne erzielen. Der hohe Preis bei Sony ist laut Beobachtern jedoch ein Mitgrund für den Erfolg von Nintendo. Mit nur 250 Euro ist die Wii der Preisbrecher und liegt auch deutlich unter der Xbox 360, die 300 (ohne Festplatte) oder 400 Euro kostet.

Entscheidender als der Preis dürfte die neuartige Steuerung sein. Anstatt wie bei einem klassischen Controller mittels Knöpfen und Joysticks steuert der Wii-Spieler das Spiel durch die Bewegung des gesamten Controllers. Dieser hat Sensoren, die seine Bewegungen erkennen. So wird beispielsweise bei einem Tennisspiel der Aufschlag nicht durch das Drücken eines Knopfes ausgelöst, sondern durch die reale Aufschlag-Bewegung des Armes.

Durch das neue Steuersystem spricht die Wii nun auch Käufergruppen an, die Spielkonsolen bisher skeptisch gegenüberstanden. Nintendo dürfte daher wieder zur Nummer eins der Branche werden. Ein Platz, den der Konzern vor über zehn Jahren aufgrund der äußerst erfolgreichen Playstations 1 und 2 an Sony verloren hatte. Probleme mit der Wii gibt es bislang lediglich in der Medizin. So häufen sich plötzlich auftretende Schmerzen und Entzündungen in den Schulter- und Handgelenken der Wii-Spieler. Laut dem „New England Journal of Medicine“ gibt es bereits einen medizinischen Fachbegriff dafür: „Akute Wiiitis“.

ZAHLEN UND FAKTEN

Der jährliche Videospielmarkt soll bis 2010 von 30 auf über 40 Mrd. Euro steigen.

Bisher hatte Sony den Markt fest im Griff. Nun verkauft Nintendo aber deutlich mehr von seiner Konsole Wii. Grund für den Erfolg ist die neuartige Steuerung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.07.2007)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.