Industrie: „Umwelttechnik könnte eine Leitindustrie werden“

(c) DiePresse (Michaela Bruckberger)
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Wasser-, Abfall- und Energietechnologie werden laut Roland Berger zur drittgrößten Wirtschaftsbranche.

WIEN (ku). Die Umwelttechnik könnte zu einem der wichtigsten Industriezweige Österreichs werden. „Aus der Umwelttechnologie kann ein enormer Wachstumsimpuls kommen“, sagte Rupert Petry, Experte der Unternehmensberatung Roland Berger am Dienstag.

In einer Studie hat er errechnet, dass die Umwelttechnik im Jahr 2030 der drittgrößte Industriesektor werden könnte – und damit Leitindustrien wie die Metall-, Chemie- oder die Holzindustrie überholen könnte. Nummer eins bleibt die Fahrzeugindustrie, gefolgt vom Maschinenbau.

Derzeit liegt der Umsatz der österreichischen Umwelttechnik-Branche bei rund 4,8 Mrd. Euro, für das nächste Vierteljahrhundert rechnet der Experte mit einem jährlichen Wachstum um acht Prozent – das ist mehr als doppelt so viel wie in anderen Industriesektoren. 2030 könnten 30,4 Mrd. Euro umgesetzt werden. Damit würde sich der Anteil der Umwelttechnik am österreichischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf neun Prozent mehr als vervierfachen. In den nächsten zehn Jahren könnte sich die Zahl der Umwelttechnik-Jobs auf 45.000 verdoppeln.

Haupttreiber dieser Entwicklung ist die weltweit rasante Nachfragesteigerung nach Umwelttechnologien – der Studie zufolge von derzeit 1000 Mrd. Euro jährlich um 5,4 Prozent. „Das ist kein kurzfristiger Hype, das wird nachhaltig auf der ganzen Welt nachgefragt“, so der Roland-Berger-Experte Roland Falb. Er nennt Beispiele: In China müssten beispielsweise 10.000 neue Kläranlagen gebaut werden – derzeit gibt es 600. Oder: In Indien gibt es ein Programm zur Elektrifizierung von 25.000 Dörfern. „Da geht es um enorme Größenordnungen“, so Petry.

Chancen: Wasser, Abfall, Energie

Dass Österreichs Umwelttechnik-Branche schneller wachsen werde als der globale Markt, hat zwei Gründe: Österreichs Wirtschaft ist sehr exportorientiert, und zudem werden heimische Lieferanten künftig vor allem im Hochtechnologie-Bereich tätig sein. Das ist derzeit noch nicht so, meinen die Experten. In den Bereichen Energie- oder Material-Effizienz sowie bei nachhaltiger Mobilität hinkt Österreich hinter Deutschland und auch hinter dem EU-Schnitt hinterher. Gut unterwegs ist Österreich hingegen bereits bei Erneuerbarer Energie, Wasser- und Abfallwirtschaft.

Die Regierung sei mit dem kürzlich beschlossenen „Masterplan Umwelttechnologie“ (MUT) auf dem richtigen Weg, so die Experten. Österreichs Wirtschaft brauche dringend einen neuen Schub – denn ab 2010 werde die „Thermik“ durch den Aufholprozess in Osteuropa nachlassen, so Falb.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2007)

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