Nobelpreis für Indiana Jones-Verhalten

Die Erfinder der Spieltheorie wurden mit Nobelpreisen gewürdigt. Eine Theorie, die auch für den Alltag passt.

Schweinsbraten oder Vollkornbrot? Faulenzen oder Joggen? Was bringt mehr? Selbst so triviale Alltagsentscheidungen lassen sich mit Hilfe der Spieltheorie logisch erforschen. Angenommen, Schweinsbraten und Faulenzen bringen Freude einerseits, sind dafür ungesund. Angenommen Vollkornbrot und Joggen bringen keine Freude, sind dafür gesund. Dann stellt die Spieltheorie die Frage, ob Schweinsbraten und Faulenzen mehr Freude bringen als Vollkornbrot und Joggen gesund sind. Was nach einem Vergleich von Äpfel und Birnen klingt, funktioniert über die Zuordnung von so genannten Nutzenwerten: Je nach persönlicher Vorliebe werden die einzelnen Möglichkeiten gewichtet.

Am Ende des Films "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" steht Harrison Ford vor einer Entscheidung: Sein Vater ist dem Tode nahe, er ist umzingelt von Bösewichten und hält einen Kelch in der Hand, der Unsterblichkeit verliert. Nun hat er drei Möglichkeiten:

  • Selbst ganz trinken, unsterblich werden aber in der Kammer bleiben müssen.
  • Die Bösewichte überwältigen, sich selbst danach mit ein wenig Trank heilen, flüchten und den Trank verkaufen.
  • Seinen Vater mit dem Trank retten, auf die Gefahr hin, selbst getötet zu werden.

Er steht damit vor einer einfachen Variante der Spieltheorie: Er muss entscheiden, was ihm den größten Nutzen bringt: Unsterblichkeit, Flucht und Reichtum oder seinen Vater zu retten. Er entscheidet sich für die Hollywood-Variante: Er rettet seinen Vater.

Die Spieltheorie versucht, komplexe Entscheidungssituationen möglichst vereinfacht darzustellen. Damit sollen, in einfachem Modellrahmen, effiziente Strategien entdeckt werden, um diese dann in die Praxis zu übertragen.


Die "Mutter" der Spieltheoretischen Modelle ist das "Gefangenendilemma": Zwei Gefangene werden getrennt befragt. Sie können vorher nicht miteinander sprechen, um ihr Verhalten abzustimmen. Da ihr Verbrechen nicht bewiesen werden kann, hofft der Staatsanwalt, dass jeder von den beiden gegen den anderen aussagt.

Jeder bekommt folgendes Angebot: Wenn er gesteht, bekommt er nur drei Monate Haft, jedoch nur wenn der andere nicht gesteht. Wenn der andere auch gesteht, bekommen beide acht Jahre Strafe. Wenn der Gefangene nicht gesteht und sein Komplize auch nicht, bekommen beide eine leichte Strafe von ein Jahr, da das Verbrechen nicht bewiesen werden kann. Wenn der eine gesteht, weil er nur drei Monate im Gefängnis bleiben möchte, weiß er nicht, ob der andere auch gesteht. Wenn das der Fall ist, bleiben beide acht Jahre im Gefängnis. Wenn der Gefangene aber nicht gesteht (drei Jahre sind immer noch besser als acht) besteht die Gefahr, dass der andere aussagt um seine eigene Strafe zu verringern, was dem Ersten einen noch kleineren Nutzen bringt (zehn Jahre Haft).

Der zweite Gefangene hat allerdings dasselbe Dilemma.
Wenn jetzt beide unüberlegt handeln, würden sie die Alternative wählen, bei der der persönliche Nutzen vermeintlich am größten ist: Sie gestehen und hoffen, dass der andere schweigt. Das ist aber genau die Situation, wo beide gestehen und acht Jahre Strafe bekommen. Ideal wäre, wenn keiner gestehen würde: Dann sitzen beide nur ein Jahr im Gefängnis. Es heißt nicht umsonst Gefangenen"dilemma". Dadurch zeigt sich: Der wahre Egoist kooperiert.

Warnung! Das Gefangenendilemma ist eine sehr einfache Version der Spieltheorie. Die Nobelpreisträger (und ihre Jünger) haben über Jahre wesentlich ausführlichere und komplexere Modelle entwickelt. Je umfangreicher eine Fragestellung ist, desto mehr muss auch das Modell berücksichtigen. Daher wäre es fahrlässig zu glauben, komplexe Sachverhalte so einfach abbilden zu können. Denn für jedes komplexe Problem gibt es eine Antwort, die einfach, klar, deutlich und vor allem falsch ist. (ebe)

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