Immo-Aktien global auf Erholungskurs

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Vergleich. Kein Land der Welt weist derzeit eine so schlechte Immo-Aktienperformance auf wie Österreich.

Wien (ju). In der Finanzwelt gibt es derzeit eigentlich nur ein Thema: die Immobilienkrise. Dabei gibt es derzeit weder eine globale Immobilienkrise noch eine amerikanische. Sondern höchstens eine europäische. Und vor allem eine österreichische.

Dieser Schluss drängt sich zumindest auf, wenn man die jüngste, auf Standard & Poor's-Daten beruhende Statistik über die Wertentwicklung von Immobilienaktien im dritten Quartal dieses Jahres ansieht. Im zweiten und dritten Quartal hatten die Auswirkungen der Finanzierungsprobleme im US-Häusermarkt („Subprime“-Krise) auf die Finanzmärkte ihren Höhepunkt erreicht. Was sich auch in der Kurs-Performance der Immo-Aktien niederschlug.

Aus globaler Sicht war die Subprime-Krise für Immobilienaktien freilich im Sommer schon wieder ausgestanden: Weltweit zogen Immobilienaktien im Zeitraum Juli bis Ende September um 2,9 Prozent an, nachdem sie im zweiten Quartal (April bis Ende Juni) noch5,6 Prozent verloren hatten.

Allerdings: Die Trendwende betraf nur zwei Regionen wirklich. Asien, wo weitere Immobilien-Preisexplosionen in einigen Gegenden Chinas und in Hongkong den Immobilienaktien starken Auftrieb verlieren. Und Nordamerika, wo US-Immobilienaktien trotz anhaltender Immo-Krise leicht zulegen konnten. China war mit einem 40prozentigen Zuwachs (siehe Grafik) auch im dritten Quartal Immo-Weltmeister.

MEL-Affäre bremst Erholung

Am anderen Ende der Skala findet sich Österreich: Die Alpenrepublik weist im Sommer die mit Abstand schlechteste Immo-Aktien-Performance der Welt aus. Nach der Verantwortlichkeit dafür muss man nicht lange suchen: Die Vertrauenskrise um Meinl European Land (MEL), in deren Gefolge die MEL-Aktie um teilweise mehr als 50 Prozent abstürzte – und auch viele andere heimische Immo-Titel mit in die Tiefe riss.

Zumal sich im Zuge der MEL-Krise heraus stellte, dass nicht nur Meinl seine Immo-Gesellschaft mit etwas zu saftigen Versprechungen und unübersichtlichen Firmenkonstruktionen auf den Markt gebracht hatte, sondern auch andere heimische Immo-Aktiengesellschaften.

So stellte sich etwa heraus, dass nicht nur MEL (auf Basis eines Gutachtens) Risikopapiere als zumindest eingeschränkt „mündelsicher“ beworben hatte, sondern auch die Immofinanz. Oder dass nicht nur die MEL durch eine externe Gesellschaft gemanagt wird (was „Gebühren-Generierung“ erleichtert), sondern auch Aktiengesellschaften wie Immofinanz oder Conwert. Und dass, wie Conwert jetzt zeigt, sogar die Bereinigung dieser Strukturen den Haupteigentümern der aktiennotierten Gesellschaften durch interne Verkäufe erlaubt, noch einmal „Cash“ zu generieren.

Nur leicht Verluste im übrigen Europa

Das hat heimische Immo-Aktionäre offenbar massiv verunsichert. Fazit: Während überall sonst in Europa schon wieder leichte Aufwärtsbewegungen bei den Immo-Aktien erkennbar sind, kommen zumindest die hiesigen „Schwergewichte“, die zur Zeit durchwegs unter ihren „inneren Werten“ notieren, also „Schnäppchen“ sein müssten, nicht recht vom Fleck.

Im Rest Europas haben sich auch die Verluste im dritten Quartal relativ in Grenzen gehalten. Selbst in Großbritannien, wo Immobilienexperten eine echte Immo-Blase vermuten, hielt sich der Verlust mit etwas mehr als als elf Prozent in Grenzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2007)

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