Ostdeutschland: Nazis als Touristenschreck

AP (FRANK AUGSTEIN)
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Mecklenburg-Vorpommern ist das ärmste deutsche Bundesland und hätte eigentlich mit einer attraktiven Ostseeküste großes Tourismuspotential. Wäre da nicht der Rechtsextremismus.

Der Rechtsextremismus verursacht laut einer Studie in der Tourismusbranche des nordostdeutschen Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommerns einen Schaden von bis zu 200 Millionen Euro. Nach Schätzung des Tourismusverbandes des Landes hätten rund 400.000 zusätzliche Gäste den Nordosten im vergangenen Sommer besucht, wenn er nicht so ein "braunes Image" hätte. Mecklenburg-Vorpommern verfügt mit seiner langen Ostseeküste über ein großes Fremdenverkehrspotenzial.

Hochburg der Rechtsextremen

Das ärmste deutsche Bundesland, in dem Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgewachsen ist, macht als Hochburg von Rechtsextremisten Schlagzeilen. Bei den Landtagswahlen im September 2006 gelang der rechtsextremen NPD der Einzug ins Parlament. Sieben Prozent von 1000 Befragten gaben an, wegen rechter Gewalt, Übergriffen auf Ausländer und Wahlerfolgen rechtsextremer Parteien ihr Urlaubsziel geändert zu haben, zitiert die Rostocker "Ostsee- Zeitung" aus der Studie des Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag der ostdeutschen Tourismusverbände.

"Nazi-Tours" boomen

Dass eine rechtsextreme Vergangenheit aber bestimmte Urlaubergruppen auch anlocken kann, belegte vor wenigen Wochen eine Reportage aus Italien. Unter dem Titel "Tourismus des Holocausts" berichtete das Magazin "L'Espresso" über die Reise einer Gruppe von Südtiroler Neonazis zum deutschen Konzentrationslager in Dachau. Das Phänomen "Nazi-Tours" wachse in Europa, heißt es im Bericht weiter. Immer mehr rechtsextremistische Anhänger besuchen Konzentrationslager und andere Orte, die eng mit der nazi-faschistischen Vergangenheit zusammen hängen. Es bleibt zu hoffen, dass die leidende Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern nicht auf diesen verzichtbaren Tourismus-Trend aufspringt. (Ag./Red.)

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