Milliarden-Sammelklage gegen Chiquita

AP (AMY SANCETTA)
  • Drucken

Jahrelang hat Chiquita rechtsextreme Paramilitärs in Kolumbien finanziert. Die Familien der Opfer fordern jetzt 7,8 Mrd. Dollar Schmerzensgeld. Der Konzern sieht sich selbst als Opfer.

Dem weltgrößten Banenenproduzenten stehen erneut Klagen wegen der Unterstützung rechtsextremer Paramilitärs in Kolumbien ins Haus. 400 kolumbianische Familien fordern in einer Sammelklage insgesamt 7,8 Mrd. Dollar (5,3 Mrd. Euro) Schadenersatz. Sie werfen dem Unternehmen vor, die ultrarechten Vereinigten Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens (AUC) über Jahre hinweg finanziell unterstützt zu haben. Die AUC habe Angehörige der Kläger gefoltert und getötet.

1,7 Mrd. Dollar an Todesschwadronen

Seit März sind die umstrittenen Zahlungen des Konzerns an die "Todesschwadronen" bekannt. Chiquita hatte zugegeben, dass die Tochterfirma Banadex den AUC-Milizen zwischen 1997 bis 2004 insgesamt 1,7 Mrd. Dollar an "Schutzgeld" bezahlt zu haben. Im Gegenzug dazu hätten die Paramilitärs die Bananenplantagen des Unternehmens geschützt.

Ähnliche Klage im Juli erfolgreich

Die Anklageschrift spricht von "Terrorismus, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Folter und unrechtmäßigen Tod". Eine ähnliche Klage hatte bereits im Juli Erfolg. Damals strebte Chiquita einen Vergleich mit dem US-Justizministerium an und erklärte sich bereit, 25 Mio. Dollar Strafe zu bezahlen. In Kolumbien reagierten die Menschen jedoch mit Empörung auf den Vergleich.

Ein Dollar je Bananenkiste

In seiner offiziellen Darstellung spricht der Konzern damals wie heute von Erpressung. "Wir wiederholen, dass Chiquita und seine Angestellten Opfer waren und das Unternehmen dieses Vorgehen nur gewählt hat, um seine Angestellten und deren Familien zu schützen", sagte Konzernsprecher Michael Mitchell. Beweise für diese Sichtweise lieferte das Unternehmen keine.

Allerdings ist bekannt, dass die AUC in ihrem Kampf gegen linksgerichtete Guerilla-Organisationen "Kriegssteuern" einhoben. Auch andere Konzerne, wie Dole oder Del Monte stehen unter Verdacht, den Terrororganisationen Schutzgeld bezahlt zu haben. Der übliche Preis für den Schutz der Plantagen: ein Dollar je Bananenkiste.

Terrororganisation AUC

Seit 2001 steht die AUC auf der Terrorliste der USA. Im Kampf gegen linksgerichtete Rebellen kam es in der Vergangenheit zu wiederholten Massakern mit hunderten Toten. Nach einem Abkommen mit der Regierung in Bogotá schlossen die Paramilitärs im vergangenen Jahr offiziell ihre Entwaffnung ab.

2004 trennte sich der Konzern von seinen Plantagen in Kolumbien.  (Ag./Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.