MEL: Heikle Post für den Staatsanwalt

Die Presse (Fabry)
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Ex-Justizminister Böhmdorfer will Julius Meinl V. wegen Betrug und Untreue klagen. Auch die FMA nimmt er aufs Korn: Diese soll den Strafbescheid gegen MEL offenlegen.

wien (dom).Die Causa Meinl dürfte auch strafrechtliche Konsequenzen haben. Wie Rechtsanwalt Dieter Böhmdorfer der „Presse“ sagte, will er wegen der Vorgänge rund um die Aktien der Meinl European Land (MEL) demnächst eine Strafanzeige gegen Julius Meinl V. erstatten. Die Vorwürfe lauten auf Betrug und Untreue sowie falsche Berichterstattung im Sinne des Paragraf 255 Aktiengesetz.

Wie nun auch durch den am Mittwoch bekannt gewordenen Strafbescheid der Finanzmarktaufsicht (FMA) erwiesen sei, wären die MEL-Anleger getäuscht und in die Irre geführt worden, so Böhmdorfer.

Bereits im August 2007 langte bei der Staatsanwaltschaft Wien eine anonyme Anzeige gegen Julius Meinl V., Karl-Heinz Grasser sowie den ehemaligen Verbund-Chef Hans Haider ein. „Das Strafverfahren läuft,“ bestätigt Gerhard Jarosch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien der „Presse“. Der Vorwurf bei dieser Anzeige lautete ebenfalls auf Betrug und Untreue im Zusammenhang mit dem Börsegang von Meinl International Power (MIP). Konkret soll der Kurs der MEL-Aktie durch Rückkäufe bis zum Ende des MIP-Börsegangs gestützt worden sein, nur um diese Emission, bei der Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser als „Zugpferd“ fungierte, nicht zu gefährden.

Böhmdorfer geht aber nicht nur strafrechtlich gegen Meinl vor, er wird gemeinsam mit dem deutschen Prozessfinanzierer Juragent auch zivilrechtlich versuchen, die Ansprüche der geschädigten MEL-Anleger durchzusetzen.

FMA soll alles offenlegen

Ebenfalls aufs Korn nimmt der ehemalige Justizminister die FMA. Diese hatte den Strafbescheid gegen MEL nicht veröffentlicht, er war vielmehr durch die MEL selber bekannt gemacht worden. Da diese Information einseitig und unter Umständen gefiltert sei, fordert Böhmdorfer die FMA-Vorstände Kurt Pribil und Heinrich Traumüller auf, den gesamten Bescheid zu veröffentlichen sowie die „vollständigen Erkenntnisse des Verfahrens der FMA hinsichtlich der MEL offen zu legen“.

MEL-„Schwestern“ unter Druck

Immerhin, so meint der Anwalt, seien die geschädigten Anleger auf korrekte Informationen angewiesen, um den bei ihnen bereits eingetretenen Schaden effektiv und zielgerichtet durchsetzen und allenfalls mindern zu können.

Die MEL-Aktie legte am Donnerstag um 6,7 Prozent auf 8,80 Euro zu. Schwächer notierte hingegen die Aktie von Meinl International Power (MIP), sie verlor knapp sechs Prozent. Die Gesellschaft, in der ehemalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser tätig ist, war erst im August dieses Jahres an die Börse gegangen. Der Ausgabekurs der Aktie hatte damals bei neun Euro betragen, am Donnerstag lag der Kurs bei nur noch 5,20 Euro. Die Aktie von Meinl Airport International (MAI), die am Mittwoch um rund 20 Prozent abgestürzt war, konnte am Donnerstag rund fünf Prozent zulegen. Der Ausgabekurs beim Börsegang im Mai 2007 hatte zehn Euro betragen, am Donnerstag notierte das Papier bei 4,20 Euro

AUF EINEN BLICK

Die Causa Meinl European Land wird die Juristen intensiv beschäftigen. Gruppen geschädigter Anleger wollen Schadenersatz einklagen. Gegen Julius Meinl V. wird eine neue Strafanzeige vorbereitet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2007)

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