"Dick", nicht "Doof": Oliver Hardy starb vor 50 Jahren

Archiv
  • Drucken

Fans liebten ihn und Stan Laurel als ungleiches Paar. Vor 50 Jahren starb mit Oliver Hardy einer der talentiertesten Komiker der Filmgeschichte an den Folgen eines Schlaganfalls.

Unvergessen ist der Kamera-Blick von Oliver Hardy, wenn ihn sein Partner Stan Laurel mal wieder mit Mehl überschüttete oder mit dem Besenstiel ins Auge piekte: Tiefste Verzweiflung, Fassungslosigkeit und Wut über die Dummheit seines Freundes, gewürzt mit einem Hauch von Resignation, die man fast körperlich spüren kann. Als weltweit bekanntestes Komikerduo "Dick und Doof" waren die beiden in den 20er und 30er Jahren unschlagbar. Am kommenden Dienstag (7. August) vor 50 Jahren starb mit Hardy einer der talentiertesten Komiker der Filmgeschichte.

Hardys legendärer Blick war nicht nur pure Schauspielkunst. Laurel, Regisseur und Drehbuchautor von mehr als hundert gemeinsamen Erfolgs-Produktionen, hatte einen raffinierten Trick auf Lager, um Hardy "in Stimmung" zu bringen. Er legte den Drehtermin für den Blick oft auf kurz vor drei Uhr nachmittags - da hatte Hardy eigentlich Feierabend und konnte es kaum mehr erwarten, auf den Golfplatz zu kommen. Der Frust im Blick war deshalb echt. Schließlich hatte Hardy seinen Ruf als bester Golfer Hollywoods zu verlieren.

Beachtliche Tenorstimme und 150 Kilogramm

Eigentlich wollte der musikalisch begabte Hardy, der 1892 in Harlem (US-Bundesstaat Georgia) geboren wurde, Sänger werden. In Atlanta schulte er in Gesangsstunden seine beachtliche Tenorstimme. Dadurch stand er bereits als Kind auf der Bühne einer Wander-Revue. Ständig schwänzte er den Unterricht, um in einem Stummfilm-Kino Reklamesprüche zu singen. Die bewegten Bilder faszinierten ihn. Deshalb begann er - als 18-Jähriger - im ersten Filmtheater seiner kleinen Heimatstadt Milledgeville unter anderem als Filmvorführer, Sänger und Manager zu arbeiten.

Bald aber stellte er fest, dass er sich lieber selbst auf der Leinwand sehen wollte. Er zog nach Florida, wo gerade die Filmindustrie entstand. Für eine Gage von fünf Dollar pro Tag spielte er vornehmlich "Heavy", einen schwergewichtigen und tollpatschigen Schurken. Nicht zuletzt sein stattliches Gewicht von fast 150 Kilogramm war dafür ausschlaggebend. Damals verpassten ihm Kollegen den Spitznamen "Babe" - wegen seines rundlichen Kindergesichts.

Nahezu kindlicher Gerechtigkeitssinn

Als "Babe" dann 1926 bei dem erfolgreichen Studioboss Hal Roach einstieg, hatte er bereits in rund 200 Komödien mitgespielt. In den Roach-Studios traf er Stan Laurel. Der zwei Jahre ältere Engländer hatte es ebenfalls bereits zu einigem Filmruhm gebracht. "Irgendwie haben wir wie von selbst zusammengefunden", sagte Laurel einmal, der auch privat dick mit Hardy befreundet war.

Fans liebten das ungleiche Paar: In scheinbar unendlichen Variationen gelang es dem schmächtigen Laurel immer wieder, Situationen heraufzubeschwören, in denen sich die Würde des beleibten Hardy im Klamauk einer Slapstick-Szene auflöste. In fast jedem Film hatte Hardy unter den Missverständnissen, Ungerechtigkeiten und Absurditäten seiner Umwelt zu leiden. Dabei besaßen Laurel und Hardy einen "fast kindlichen Gerechtigkeitssinn", wie Filmhistoriker Georg Seeßlen betont. Gemeinheiten sollten nie ungestraft bleiben.

Übergang von Stumm- zu Tonfilm gelungen

Ein bisschen fühlte sich Hardy immer als zweite Geige hinter dem kreativeren Laurel. "Ollie glaubte, er wirke gar nicht lustig und diene nur dazu, Stan noch komischer aussehen zu lassen", sagte seine Witwe Lucille einmal. Ohne "Dick" aber hätte es nie "Doof" gegeben - und Hardy nahm seinen Job sehr ernst: "Die Gags richtig zu spielen, ist eine Arbeit, die schon schwer genug ist. Vor allem, wenn man dabei so oft hinfallen muss wie ich. Ich denke, ich habe mir mein Geld wirklich verdient."

1929 gelang dem Duo - fast als einzigen Stummfilmkomikern neben Charlie Chaplin - der Übergang zum Tonfilm. Sie hatten das Glück, dass beider Stimmen auch zu ihren Charakteren passten: Das snobistische Südstaaten-Geknurre von Hardy und der flache, leicht schrille britische Akzent von Laurel. Auf der Höhe ihrer Popularität wurden beide 1932 mit einem Oscar für "The Music Box" (Der zermürbende Klaviertransport) ausgezeichnet, in dem sie die humoristischen Möglichkeiten ausloteten, ein Klavier über eine schier endlos scheinende Treppe hinaufzuhieven.

Bühne statt Hollywood

Als die Zeit der reinen Slapstick-Filme Mitte der 40er Jahre in Hollywood erst einmal vorbei war, traten Laurel und Hardy als Bühnenkomiker in England auf, wo sie weiterhin beliebt waren. Hardy starb 1957 im Alter von 65 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Stan Laurel, schwer vom Tod seines Kollegen getroffen, wurde die Teilnahme am Begräbnis von seinem Hausarzt verboten. Er überlebte Hardy um acht Jahre und lehnte alle weiteren Filmrollen ab. (Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.