Günther Weidlinger : Schwere Stürze pflastern seinen Weg

(c) Gepa (Wolfgang Grebien)
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Günther Weidlinger galt einst als die Steeple-Hoffnung Europas. Seit seinem Sturz in Nürnberg 2001 sorgt er jedoch vorwiegend durch „Unfälle“ für Schlagzeilen. So geschah es auch Sonntag bei der WM in Osaka.

Osaka (ag). Den Namen Günther Weidlinger kennt man in der Leichtathletik-Szene mittlerweile sehr gut. Weil er mit Talent gesegnet und Nachwuchserfolgen auf dem Konto einige Jahre als die Steeple-Hoffnung Europas galt und mit den Rängen neun bei den Freiluft-WM (Sevilla 1999) und acht bei Olympia 2000 in Sydney auch auf bestem Wege war, ein Großer zu werden. Weidlinger kennt man aber auch, weil seine Karriere von zahlreichen Stürzen und Missgeschicken durchzogen ist. Sonntag schied er bei der WM in Osaka im Vorlauf über 3000 m Hindernis aus. Wie? Ihm unterlief ein kapitaler Sturz: Er krachte mit dem Kopf gegen eine Hürde, blieb bewusstlos liegen und musste abtransportiert werden. Zwei Rissquetschwunden an der Lippe und dem Unterkiefer wurden im Spital genäht.

1997 wurde Weidlinger Junioren-Europameister, 1999 U23-Europameister in Göteborg und im selben Jahr Neunter der Freiluft-WM. Als 21-Jähriger wurde der Innviertler sogar von Optimisten schon als „weißer Kenianer“ gefeiert, doch es sollte alles ganz anders kommen. Am 17. Juni 2001 wurde der aufstrebende Athlet jäh gebremst, beim Nürnberger Meeting riss er sich bei einem Sturz beim Wassergraben die rechte Achillessehne. Es war der Knackpunkt seiner Karriere, die Rückkehr in den Leistungssport war sehr schwierig, so starke Leistungen zeigte er danach nie mehr.

Keine Erinnerung

Auch bei Europameisterschaften hat Weidlinger das Glück gefehlt, 1998 in Budapest hatte er im Vorlauf vor einem Hindernis einen Rempler bekommen, war gestürzt und hatte sich Muskelfaserrisse im Knie, eine Gehirnerschütterung sowie ein Peitschenschlagsyndrom zugezogen. 2002 in München stieg ihm im Finale ein Konkurrent auf den Fuß, er krachte in ein Hindernis und kämpfte sich aber als Zwölfter noch ins Ziel. Mit der unfassbaren Diagnose: Teilabriss im Quadrizeps des linken Oberschenkels. Auch 2003 blieb ihm das Pech treu: Bei der Hallen-WM in Birmingham stolpert der HSZ-Soldat im 3000-m-Finale über den Fuß eines Gegners, schlug einen Purzelbaum und blessierte sich die linke Schulter.

Osaka ist also nur der Höhepunkt einer Reihe von Stürzen und Unfällen. Aus dem Spital ließ er ausrichten, dass es ihm gut gehe. „Ich habe eine Schwellung im Gesicht, und die tut mir beim Sprechen schon weh.“ An den Sturz kann er sich nicht erinnern: „Das Erste, was ich wieder mitbekommen habe, war, dass ich im Spital bei der Computer-Tomographie in einer Röhre gelegen bin.“ Ob er wieder auf die Laufbahn zurückkehren wird? Oder wechselt er doch schneller als gedacht in die Marathon-Szene? Dort ist die Distanz die einzig wahre Hürde...
PS: Als Letzter der drei Österreicher – Andrea Mayr schied im Vorlauf über 3000-m-Hindernis aus – ist am Dienstag Clemens Zeller über 400 m im Einsatz. Ob er Österreichs Fahnen hoch hält?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2007)

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