Zwei Millionen Euro

„Niemand darf euch wehtun“: Türkis-Grün präsentiert Kinderschutzkampagne

Die Regierung will Kinder besser schützen - vor Gewalt, Missbrauch, Ausgrenzung.
Die Regierung will Kinder besser schützen - vor Gewalt, Missbrauch, Ausgrenzung.(c) Clemens Fabry, Presse
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Plakate, Radiospots, Influencer, Sticker: Die Bundesregierung will Eltern und Jugendliche sensibilisieren, damit Kinder keine Opfer mehr werden. Denn: „Gewalt ist niemals okay.“

Emir wird vom Trainer erniedrigt“, „Michi wird zu Hause geschlagen“, „Ella wird sexuell missbraucht“, „Alex wird von der Klasse ausgegrenzt“, „Sara wird online gemobbt.“ Vor einfärbigen Plakaten mit den Gesichtern der jeweiligen Kinder darauf, positionierten sich am Montag Justizministerin Alma Zadić, Familienministerin Susanne Raab und Sozialminister Johannes Rauch (alle Grüne) sowie Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP), um auf die erste „Kinderschutzkampagne der Bundesregierung“ aufmerksam zu machen.

Die UN-Kinderrechtskonvention ist seit 2011 Teil der österreichischen Bundesverfassung, begann Zadić: „Es ist ganz klar, dass Kinder Rechte haben, die geachtet werden sollen.“ Im Vorjahr habe sich die Bundesregierung bereits auf ein Kinderschutzpaket geeinigt, welches auf den drei Säulen Prävention, Hilfe/Unterstützung sowie strafrechtliche Konsequenzen fuße. Der ersten Säule, der Prävention, widme sich nun eine Kampagne, die sich zugleich an Erwachsene wie an Kinder richte.

„Kinder haben ein Recht, Grenzen zu setzen“

„Niemand darf euch wehtun, Gewalt ist niemals okay“, betonte Zadić die Kernbotschaft. „Jedes Kind hat ein Recht auf ein gewaltfreies Aufwachsen.“ Daher sei es notwendig, den Kindern aufzuzeigen, dass es verschiedene Arten von Gewalt gebe - sie beginne bei Mobbing durch andere Kinder, der Beschimpfung durch die eigenen Eltern, einem regelmäßigen Niedermachen durch Sporttrainer und reiche bis hin zu körperlichen Misshandlungen. Darauf sollten Kinder und Jugendliche sensibilisiert werden: „Sie haben ein Recht, Grenzen zu setzen.“

Auch Erwachsene sollten angesprochen werden, sagte die Justizministerin. Konkret sollten diese darauf aufmerksam gemacht werden, welche Anzeichen es für Gewalt gegen Kinder gebe. Als Beispiele nannte sie die Situation, wenn Kinder nichts mehr essen oder sich ständig zurückziehen wollten, wenn Sätze fallen wie „Mama lacht mich oft aus“ oder „Sie bashen mich in der Klasse“. Derartige Äußerungen und Verhaltensweisen müssten ernst genommen werden und ein aktives Handeln zur Folge haben, damit die Justiz erst gar nicht zum Zug kommen müsse.

Ermöglicht werden soll dies nicht nur mit Plakaten, die österreichweit zu sehen sein werden sondern auch mit Hörfunkspots und einer Kampagne in den sozialen Medien, wo Influencer und Influencerinnen auf Kinderschutz aufmerksam machen sollen, wie Familienministerin Raab ergänzte. Außerdem werde es „bunte Sticker mit Botschaften“ geben, große Werbetransparente an den Hauptbahnhöfen in Salzburg und Innsbruck sowie 648 Schaltungen via City Lights. In Summe koste die Kampagne zwei Millionen Euro.

„Gewalt hinterlässt Spuren“

Bereits umgesetzt sei eine Strafverschärfung in Zusammenhang mit dem Besitz, der Verbreitung und der Herstellung von Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen, erinnerte sie. Ebenfalls seit dem Vorjahr in Umsetzung befinde sich die Förderung von Bewusstseinsbildung. Konkret würden 400 Familienberatungs- und Kinderschutzstellen mit zusätzlichem Geld versorgt.

Täterinnen und Täter würden zuhauf die Scham ihrer Opfer ausnutzen, kritisierte Jugendstaatssekretärin Plakolm. Dies dürfe nicht sein, das dürfe nicht mehr hingenommen werden. „Fast die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen haben schon Beschimpfungen erlebt“, sagte Plakolm, 41 Prozent seien mit Lügen und Geschichten über sich selbst konfrontiert. Mehr als ein Drittel der Kinder und Jugendlichen sehen sich „unangenehmen Nachrichten und Einschüchterungsversuchen“ ausgesetzt. Diese Zahlen seien „sehr erschütternd“, betonte Plakolm. Der Hass passiere dabei sehr oft „digital, die Folgen sind aber real“.

An diesem Punkt hakte Sozialminister Rauch ein: „Jede Form von Gewalt hinterlässt Spuren“, daher sei es notwendig, Betreuungsstellen zu unterstützen. Zudem strich er die ressortübergreifende Zusammenarbeit an der Kampagne hervor. Es sei eine gemeinsame Aufgabe, der fortschreitenden Brutalisierung und Verrohung etwas entgegenzusetzen, sagte er. Die Kampagne begann mit April und soll bis zum Sommer laufen.

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