Buch der Woche

John Wray: Zwei Jugendliche verlieren sich zwischen Glamrock und Trash

Der österreich-amerikanischen Autor John Wray lebt in New York und verbringt die Sommermonate gern bei seinen Verwandten in Friesach.
Der österreich-amerikanischen Autor John Wray lebt in New York und verbringt die Sommermonate gern bei seinen Verwandten in Friesach.Julio Arellano
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John Wray über die Empfindsamkeit der Fankultur: Der anfängliche Roadtrip nach Los Angeles entwickelt sich für drei junge Heavy-Metal-Fans zu einer Höllenfahrt durch den norwe­gischen Winterwald.

Heavy Metal, die Musik der Headbanger, bildet eine markante Leerstelle der zeitgenössischen Literatur. Auch von John Wray, dem österreich-amerikanischen Autor, der in New York lebt und die Sommermonate gern bei seinen Verwandten in dem kleinen Ort Friesach verbringt, nahe Roseggers Waldheimat, war ein solches Buch nicht unbedingt zu erwarten. Jetzt hat er es geschrieben. Wray ist als ein reflektierter Erzähler mehrerer auf Englisch verfasster Romanen bekannt, die formal zwischen amerikanischen und europäischen Einflüssen changieren und sich ihre Themen manchmal auch in weiten geografischen Fernen suchen. Auch die deutschsprachige Kritik zeigt sich von diesen spannenden Erzählwelten durchwegs begeistert.

In Rezensionen wird das Talent des Autors gelobt, sowohl äußere als auch innere Räume plastisch nachvollziehbar zu machen. Mit einem Text aus dem Sammelband „Madrigal“ hat Wray im Jahr 2017 beim Bachmann-Wettlesen in Klagenfurt den zweiten Preis errungen. Auch darin zeigt sich der Autor at his best: ein kunstvoller Erzähler, dessen Texte nicht gekünstelt wirken.

Im neuen Roman kommt Schwermetall wie ein Donnerschlag daher: „Die Musik schlug so schnell zu, dass er zuerst gar nichts erblickte: ein Hagelschauer hämmernder Noten, ein tiefes Zischen, ein epileptischer Bass. Der Körper reagierte rascher als der Kopf, wechselte unwillkürlich in den Flight-or-Fight-Modus, Beine, Arme und Rückgrat ein einziger Krampf. Dann setzte das Kreischen ein, und es hörte sich an, als versuchte jemand, auf einem brennenden Scheiterhaufen ein Kinderlied zu singen.“

Glücklich, live dabei zu sein

Was hier beschrieben wird, ist die Wirkung des Songs „Denial of Life“ der Band Death auf eine der drei Hauptfiguren des Buches, Kip Norvald, als der die Nummer zum ersten Mal hört. Wir befinden uns im Jahr 1987 in Venice, Florida. Der 16-jährige Kip ist soeben in diesem Kaff von nicht mehr als 20.000 Einwohnern angekommen und lebt dort jetzt bei seiner Großmutter, weil in seinem zerrütteten Elternhaus an ein Leben nicht mehr zu denken war.

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