Theater

Eine Nabelschau der Lockdown-Geschädigten

Gerhard Breitwieser
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Das Aktionstheater Ensemble ergründet mit vier Monologen, wie die Einsamkeit Menschen zusetzt.

Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen. Er kann in der Einsamkeit funktionieren und sogar zufrieden sein – doch um wirklich aufzublühen, braucht er andere Menschen: Das ist eine Erkenntnis, die man aus dem neuen Stück des Aktionstheater Ensembles, das am Mittwoch im Meidlinger Werk X uraufgeführt wurde, ziehen kann. Martin Grubers Formation, die sich als „Theater-Eingreiftruppe“ begreift, weil sie gesellschaftliche Entwicklungen in Stücke packt, noch während sie passieren, nimmt sich diesmal eines Konzepts an, das hoffentlich schon wieder überwunden ist – und erzählt von den menschlichen Folgen einer Zeit, in der wir auf uns selbst zurückgeworfen waren.

Die radikale Einsamkeit setzt sich auch in der Inszenierung dieses zweiteiligen Abends namens „Lonely Ballads“ durch. Wo sich das Ensemble sonst in dicht getakteten Textchoreografien aus kunstvoll stilisierten Banalitäten in höhere Sphären steigert, sind diesmal nacheinander vier Monologe zu sehen, die weniger aufeinander eingehen als auf frühere Stücke der Gruppe. Man wird ja so vergangenheitsfixiert, wenn man dauernd allein ist mit sich selbst! Benjamin (Vanyek, die Figuren heißen hier immer so wie die Schauspieler) kann jedenfalls immer noch die Stationen aller Wiener Öffi-Linien auswendig herunterbeten, wofür er als Kind schon sehr gelobt wurde.

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