ABC des Studentenlebens: Auslandssemester, Beihilfen und Co.

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Uni-Start bringt eine Menge Neues. „Uni-Live“ hat nützliche Infos und Tipps von A bis Z zusammengetragen. Wer hilft, Durchhänger im Studium zu meistern und wo Extra-Geld zu holen ist.

Ausland. Nichts wie weg! Ein Auslandssemester ist heute so einfach wie nie. Seit 20 Jahren gibt es das Austauschprogramm Erasmus (www.erasmus.at), die Mutigeren gehen mit Joint Study nach Amerika, Asien oder Australien, die Draufgänger organisieren ihren Auslandsaufenthalt überhaupt selbst (eventuell gibt es auch dafür ein Stipendium). Welche Möglichkeiten es gibt, wissen die Uni-Büros für Internationales. Die Gefahr lauert bei der Rückkehr: Wenn einem die Heimat hässlich, das TV-Programm fad und das Leben langweilig erscheint.

Beihilfen. Wer sich nicht über Stipendien informiert, dem entgeht unter Umständen viel Geld. Denn die Höchststudienbeihilfe liegt für Studierende, die auswärts wohnen, monatlich bei 679 Euro. Sogenannten „Elternwohner“ können bis zu 475 Euro erhalten. Abhängig ist die Summe vom Einkommen der Eltern, der Größe des Haushalts und dem Alter der Geschwister. Immerhin rund zehn Prozent jener Studierenden, denen eigentlich eine Beihilfe zustehen würde, beantragen diese nicht. Gestellt werden muss der Antrag bis spätestens 15.Dezember. Wer Beihilfe bezieht, ist außerdem nicht nur von etwaigen Studiengebühren befreit, sondern erhält auch Fahrt- und Reisekostenzuschüsse. Weitere Informationen gibt es unter:www.stipendium.at.

Cum tempore. C.t. bezeichnet einen angenehmen Brauch für die Langschläfer unter den Studenten und Professoren: Beginnt eine Vorlesung laut Vorlesungsverzeichnis um neun Uhr c.t., braucht man erst eine Viertelstunde später im Hörsaal zu erscheinen. Steht dort s.t. (sine tempore), ist Pünktlichkeit angesagt.
Durchhänger. Kann jedem einmal passieren. Fast zwei Drittel der Studierenden in Österreich leiden unter Stress und psychischen Belastungen. Wenn es richtig schlimm wird, kann die Psychologische Studentenberatung helfen (www.studentenberatung.at). Beratungsstellen gibt es in jeder Uni-Stadt. Das Angebot ist anonym und kostenlos und umfasst Studienwahl, Lerntrainings, Prüfungsangst und Beratung bei psychischen Problemen oder Burn-out.

Essen. Wer Zeit und Geld sparen will, ist in der Mensa richtig. Für rund fünf Euro erhält man Hauptspeise und Suppe. So mache Mensen haben sich, ob ihres vielfältigeren und leckeren Angebots, einen besseren Ruf aufgebaut als andere, zumeist ist aber für jeden Geschmack etwas dabei. Wer sich ein Mensa-Pickerl der ÖH besorgt, erhält das Essen an den meisten Standorten noch etwas billiger. Infos unter:www.mensen.at.
Fitness. Aerobic, Bogenschießen und Pilates: Das ist nur eine kleine Auswahl der Kurse, die an den Universitätssportinstituten (USI) angeboten werden. Nicht nur das Angebot überzeugt, sondern auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Zudem sind diese Kurse eine tolle Möglichkeit, andere sportbegeisterte Studenten kennenzulernen. Doch Vorsicht: Beliebte Kurse sind meist schnell ausgebucht, die Anmeldefrist läuft außerdem nur noch wenige Tage. Details dazu auf den einzelnen USI-Webseiten.

Gebühren. 363,36 Euro pro Kopf pro Semester, allerdings zahlt erst, wer die Mindeststudiendauer pro Studienabschnitt um mehr als zwei Semester überschritten hat. Auch dann gibt es Ausnahmen, etwa Krankheit, Schwangerschaft, Kinderbetreuung, Berufstätigkeit (Jahreseinkommen über 5128,62 Euro) oder Bezug einer Studienbeihilfe. Nicht vergessen: Auch wer befreit ist, muss den ÖH-Beitrag (17 Euro) zahlen. Die Regelung der Studiengebühren gilt nur mehr ein Semester. Einigt sich die Regierung bis dahin nicht auf eine neue Lösung, ist studieren wieder für alle gratis.

Hochschülerschaft. Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) ist vielen zu Beginn des Studiums nur wegen des verpflichtenden ÖH-Beitrages bekannt. Dabei ist sie nicht nur die politischen Vertretung von mehr als 300.000 Studierenden an Unis, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen, sondern bietet auch ein umfangreiches Serviceangebot. Erste Ansprechpartner sind die Studienrichtungs- und die Uni-Vertretung. Auch auf Bundesebene ist die ÖH organisiert. Gewählt wird die ÖH-Vertretung im Zwei-Jahres-Rhythmus. Obwohl sich bei der Wahl 2011 die ÖVP-nahe Aktionsgemeinschaft (AG) den Sieg sichern konnte, stehen nun die grünen Studenten der Gras der Exekutive vor. www.oeh.ac.at

Inskription. Schnellentschlossene haben es an der Uni schwer. Wer sich nicht bis 31.August online vorangemeldet hat, kann kein neues Studium beginnen. Nächste Chance: Das Sommersemester (Fristende am 31.Jänner). Wer diese Hürde bereits genommen hat, muss sich innerhalb der Zulassungsfrist (die an den meisten Unis Ende Oktober ausläuft) persönlich an der Uni einschreiben. Danach erfolgt die Rückmeldung automatisch durch Einzahlen des ÖH-Beitrages oder der etwaigen Studiengebühren.

Job. Immer mehr Studenten haben einen (Neben-)Job. 45 Prozent arbeiten durchgehend während des Semesters und 17 Prozent gelegentlich. Eine Minderheit von 19 Prozent verdient ausschließlich in den Ferien Geld. Und nur die wenigsten finden einen Studentenjob, der einen Bezug zu ihrer Ausbildung hat. Typische Studentenjobs findet man unter www.jobwohnen.at.

Kultur. Der Studentenausweis bringt als Rabattmarke viele Vorteile für Kulturinteressierte. Viele Museen bieten spezielle Tickets an, die zwischen 30 und 50 Prozent verbilligt sind. Auch die meisten Theater verkaufen günstige Studentenkarten, etwa Restplatzkarten kurz vor Vorstellungsbeginn. Besonderes empfehlenswert: Das Theater in der Josefstadt führt derzeit Studentenkarten für fünf Euro.

Leistungsstipendium. Wer schnell studiert und gute Noten hat, kann das zu barem Geld machen. Die Stipendien werden meist im Oktober für das vorangegangene Studienjahr ausgeschrieben. Wichtig: Beantragt werden sie nicht bei der Stipendienstelle, sondern bei der Uni. Bewerben kann man sich zumeist mit einem Notenschnitt unter 2,0. Mit etwas Glück kann man sich über einige hundert Euro freuen.

Mitbewohner. Immer wieder ein Abenteuer. Gesucht wird zumeist im Internet (www.jobwohnen.at); was bei der Suche nach dem perfekten Mitbewohner zu beachten ist, steht ausführlich auf Seite 13. Wer sich nicht vom Vermieter über den Tisch ziehen lassen will, schaut mit Vertrag bei der Mietrechtsberatung der ÖH vorbei (an fast allen Unis). Letzter Ausweg für Wohnungssuchende: Die subventionierten Zimmer im Studentenheim. Oft konkurrenzlos billig, manchmal konkurrenzlos hässlich.

Nachtleben. Zumindest in Wien und Graz haben die Studenten das Nachtleben fest im Griff. Auch in den anderen Uni–Städten gibt es aber regelmäßig Studentenfeste; wo und wann erfährt man am ehesten über Mundpropaganda. Wer in Wien nicht weiß wohin, kann sich im Internet schlaumachen. www.hauptstadt.at

Öffis. Glücklich, wer in kurzer Distanz zu seiner Hochschule lebt. Alle anderen müssen die mehr oder weniger günstigen Semestertickets kaufen oder sind als Schwarzfahrer permanent einem hohen Stresslevel ausgesetzt. Zu Semesterbeginn wird übrigens besonders intensiv kontrolliert. Pendler sollten sich nach finanzieller Unterstützung erkundigen: Land und Gemeinden erstatten etwa den burgenländischen Studenten die Hälfte ihrer Kosten, wenn sie zu Hause wohnen bleiben.

Plagiat. Während Copy&Paste-Plagiate leicht aufzudecken sind, fallen Übernahmen von Übersetzungen oder entlegenen Quellen oft nicht auf. Doch unredliche Studenten sollten bei ihren Abschlussarbeiten daran denken, dass diese öffentlich aufliegen und die Plagiat-Suchmaschinen irgendwann ausgereift sein werden.

Quote. Obwohl viele Fächer als heillos überlaufen gelten, ist die Akademikerquote vergleichsweise gering. Während im OECD-Durchschnitt 30 Prozent aller 25- bis 64-jährigen eine Hochschule absolvierten, sind es in Österreich nur 19 Prozent. Einer der Gründe: Viele Ausbildungen enden in anderen Ländern mit einem Hochschulabschluss – in Österreich aber nicht.

Rundfunk. Der Besuch vom GIS-Mann ist der Albtraum (oder zumindest ein Nervenkitzel) für die meisten Studenten-WGs. Was viele nicht wissen: Wer Studienbeihilfe bezieht, kann die Befreiung von der Gebühr beantragen. Und ab dann kann die WG wieder ohne Angst in voller Lautstärke fernsehen und Radio hören.

Skripten. Die Idee von Skriptenforen ist simpel: Studenten stellen Mitschriften online und machen sie für alle zugänglich. Trotz aller Bemühungen, etwa von skriptenforum.net, bleibt eine funktionierende Börse oder – noch besser – ein Wiki in vielen Fächern aber ein frommer Wunsch. Wann die technische Entwicklung die Unis einholen wird und diese selbst beginnen, großflächig Podcasts und Skripten auf Plattformen wie iTunes anzubieten, bleibt offen.

Toleranzsemester. Achtung, das Maß der Toleranz variiert: Die Familienbeihilfe bekommt man etwa für die Mindeststudienzeit pro Abschnitt plus je ein Toleranzsemester. Nützt man es beim ersten Abschnitt nicht, kann man es „mitnehmen“. Für Studien ohne Abschnitte (etwa beim Bachelor) werden zwei Toleranzsemester gewährt. Überschreitet man die vorgegebene Semesteranzahl, wird die Familienbeihilfe eingestellt. Sobald der Studienabschnitt abgeschlossen ist, hat man wieder Anspruch. Bei der Studiengebühr werden die Toleranzen anders gezählt (siehe Gebühr).

Uni-Bibliothek. Zur wissenschaftlichen Arbeit gehört unbedingt die Lektüre wissenschaftlicher Werke. Die Uni-Bibliothek macht Bücher und Zeitschriften allen zugänglich. Vor allem in der Prüfungszeit pilgern unzählige Studenten täglich in den Lesesaal, um zu lernen – zu Hause droht die Prokrastination. Schönste Bibliothek in Wien ist sicher die der Uni Wien am Lueger-Ring. Die besten Öffnungszeiten hat die des Afro-Asiatischen Instituts (Türkenstraße 3, 1090 Wien). Geheimtipp: AK-Bibliothek (Prinz-Eugen-Straße 20, 1040 Wien).

Versicherung. Ist man unter 27, kann man sich als Student bei Mama, Papa, auch Groß- und Stiefeltern oder Ehepartner mitversichern. Das ändert sich auch nicht durch den Wegfall der Familienbeihilfe. Ansonsten gibt es die Studentische Selbstversicherung um 23,84 Euro pro Monat. Voraussetzung: Man darf nicht mehr als 8000 Euro pro Jahr verdienen und die Mindeststudiendauer höchstens um ein Semester pro Abschnitt plus noch einmal vier Semester überschritten haben. Auf der Seite der NÖ Gebietskrankenkasse kann man prüfen, ob man die Voraussetzungen erfüllt (www.sozialversicherung.at). Ein Extra: Der ÖH-Beitrag beinhaltet eine Unfall- und Haftpflichtversicherung.

Wechseln. In Österreich gibt es mehr als 300 verschiedene Studienrichtungen, da kann die Auswahl schwerfallen. Aber Achtung: Man kann das Studium zwar zweimal wechseln, ohne die Familienbeihilfe zu verlieren, aber der Wechsel darf nur jeweils spätestens nach zwei Semestern erfolgen. Um die Zahl der Abbrüche zu verringern, wird es zukünftig eine verpflichtende Studienberatung geben. Für die, denen Effizienz nicht alles ist: Mehrere Fächer zu belegen erweitert naturgemäß den Horizont.

X-Chromosom. Die Statistik zeigt: Frauen sind zwar unter den Studierenden in der Mehrheit; je höher die Position an der Uni, desto geringer aber der Frauenanteil. Um das zu verbessern, gibt es Stipendien, die sich ausschließlich an Frauen richten: für den Wiedereinstieg etwa, den Studienabschluss, das Doktorat. Für Postdoktorandinnen gibt es häufig Mentoring-Programme. Infos dazu bei den Abteilungen für Frauenförderung oder Gleichbehandlung.

Yale. Wer dem Stau an den heimischen Unis entgehen will und ausgezeichnete Noten hat, kann es einer US-amerikanischen Elite-Uni probieren. Damit einher gehen aber teils enorme Gebühren. US-Präsident Barack Obama hat seinen Studentenkredit erst vor Kurzem abbezahlt.

Zeitung. Studenten lesen billiger. Vor allem zu Semesterbeginn können sich angehende Akademiker mit gratis Probeabos eindecken. Wer an der Zeitung Gefallen findet, bucht das Studentenabo um ein paar Euro pro Monat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2011)

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