"A Letter To The Stars": 80.000 Kunstwerke gegen Rassismus

Im Mai 2003 ließen Schüler weiße 80.000 Luftballons mit Briefen die Opfer steigen.
Im Mai 2003 ließen Schüler weiße 80.000 Luftballons mit Briefen die Opfer steigen.(c) Michaela Seidler
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Schüler widmen Nazi-Opfern ein Kunstwerk. Das "Jewish Welcome Service" ärgert der Umgang mit den Daten der Nazi-Opfer.

Beim groß angelegten Zeitgeschichte-Projekt "A Letter To The Stars" setzen österreichische Schüler den Opfern ein "Denk.Mal". Sie widmen jeweils einem der mehr als 80.000 von den Nazis ermordeten Österreichern ein Kunstwerk.

Es sei eine "Aktion gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit", sagte der langjährige "Kurier"-Herausgeber Peter Rabl. Er hat den im Mai verstorbenen Alfred Worm in dessen Funktion als Sprecher von "A Letters To The Stars" beerbt.

Erstmals von sich reden gemacht hatte "A Letter To The Stars" im Jahr 2003. Heuer haben interessierte Schüler per Email, Brief oder Telefon Kontakt zu österreichischen NS-Überlebenden im Ausland aufgenommen und diese Zeitzeugen in New York besucht.

Daten ohne Erlaubnis genutzt?

Das Jewish Welcome Service (JWS) hat sich allerdings vom Zeitgeschichteprojekt "A Letter To the Stars" distanziert und seine Unterstützung versagt. Grund dafür: Das JWS hat die Daten der jüdischen Holocaust-Überlebenden einst nur zur einmaligen Verwendung überlassen, so die Leiterin des Jewish Welcome Service, Susanne Trauneck.

Die Verantwortlichen von "A Letter To The Stars" weisen die Anschuldigungen von sich: "Es gibt weder eine Niederschrift, dass es unbefristet ist, noch, dass es befristet ist", rechtfertigte sich Andreas Kuba, Mitorganisator des Projekts. Immer wieder sei man außerdem wegen einer Zusammenarbeit an das JWS herangetreten.

JWS kritisiert "Marketingmethoden"

Im Jahr 2003 hatte der heuer verstorbene Leiter des JWS, Leon Zelman, "A Letter To The Stars" Zugang zur Datenbank ermöglicht. Dort sind die Namen und der Aufenthaltsort jüdischer Holocaust-Überlebender österreichischer Herkunft gespeichert. "Seither verwenden sie die Daten immer wieder, für ein Projekt nach dem anderen", so Trauneck. "Das geht ins ureigenste Gebiet des Jewish Welcome Service".

Auch der Umgang mit der Person Zelmans stört Trauneck. Man habe den Eindruck gewonnen, dass lediglich der Name Zelmans als "Testimonal" gebraucht werde, so die JWS-Leiterin. Unterbinden will das JWS das Projekt trotzdem nicht.

Auch rechtliche Schritte werde es nicht geben, immerhin gehe es um eine gute Sache. "Sie sollen es machen, aber nicht mit unserer Unterstützung."

Kein Einzelfall

Von ähnlichen Erfahrungen bei einem vergangenen Projekt von "A Letter To The Stars" berichtete auch das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW). Auch damals sollen die Daten einmalig zur Verfügung gestellt worden sein. Die Verantwortlichen hätten jedoch immer wieder auf dieses Material zurückgegriffen.

DÖW-Bibliothekar Stephan Roth kritisiert den Umgang mit den Zahlen jüdischer Holocaust-Opfer. "Mehr als 80.000" heiße es bei "A Letter To the Stars" immer wieder. Roth bezeichnet diese Angaben als schlichtweg "falsch".

Das Dokumentationsarchiv legt aber Wert darauf, dass "trotz aller Kritik die Zusammenarbeit mit dem Projekt nicht abgebrochen werde. Vielmehr benötige es derzeit keiner Kooperation. Für weitere Projekte stehe man zur Verfügung, sollten diese seriös sein".

(APA/ Red.)

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