"Simpsons-Film": Gelbsucht auf der Leinwand

Centfox
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Zwanzig Jahre nach dem ersten Fernsehauftritt starten die Simpsons im Kino. Mit bewährtem Humor und wendigem Plot.

Am Anfang steht die Serie als Kinofilm: Homer, Marge, Bart, Lisa und Maggie Simpson sitzen vor der Leinwand und sehen sich die brutale Katz- und Maus-Zeichentrickserie "Itchy & Scratchy" in der Kinofassung an. Selbstreflexive Passagen, Intertextualität und einen Zitaten- und Anspielungskatalog, der in der Postmoderne seinesgleichen sucht - das sind die "Simpsons". Klingt trocken, die Popkultur gepaart mit dem einzigartigen Simpsons-Humor vermag jedoch seit 20 Jahren Kritiker und breites Publikum gleichermaßen zu begeistern - ab 26. Juli auch im Kino.

Großer Erfolgsdruck

Wie kaum eine andere Serie haben die Simpsons das Fernsehen geprägt: Homers "D'oh", zu Deutsch "Neinnn", Barts "Aye Caramba" und die absurde Vermischung von Fiktion und Scheinrealität haben längst Eingang in das kollektive Fernsehgedächtnis gefunden. Diese originäre Mixtur in das Erzählsystem eines Kinofilms zu übertragen, stand folglich unter großem Erfolgsdruck.

Die sich drehenden und windenden Plots aus dem Fernsehformat, oft ausgelöst durch impulsive Handlungen, bieten sich für ein Format jenseits der 22-Minuten-Grenze wenig an. Trotzdem hat es geklappt mit dem Simpsons-Film: Er ist dynamisch, aber nicht hektisch, und er schafft es, einen durchgehenden Plot zu etablieren, ohne die typischen Wendungen auszulassen.

Al Gore und Bono bekommen ihr Fett ab

Im Zentrum steht wieder einmal der Familienvater Homer, dessen charmante Dummheit kaum zu überbieten ist: Er löst in seiner Heimatstadt Springfield eine Naturkatastrophe von nationaler Bedeutung aus. Als Konsequenz muss er mit seiner Familie aus der von der Regierung in bester Marlen-Haushofer-Manier abgeschotteten Kleinstadt fliehen – ausgerechnet nach Alaska.

Umweltschutz ist das Thema der Stunde, natürlich bekommen auch die Klimaaktivisten Al Gore und Bono ihr Fett ab. Am Ende kann der tollpatschige Antiheld in unkonventioneller Weise doch wieder die Kleinstadt-Welt retten. In Springfield bleibt wie immer alles beim Alten – ein Gesetz der Serie mit wenigen Ausnahmen.

Schwarzenegger als Präsident der USA

Ab dem Zeitpunkt, an dem sich die Entwicklung der Geschichte entfaltet, ist zwar ein Teil der Spannung draußen, die Zuseher dürfen jedoch entspannt die witzigen Dialoge und Pointen genießen. Den besten Gastauftritt liefert dabei Arnold Schwarzenegger als Präsident der USA, der jedoch auch im englischen Original nicht von der steirischen Eiche selbst gesprochen wird.

Die Subplots zu Bart und Lisa bleiben im Hintergrund, somit bleibt genug Raum für abgründigen Humor, der die Serie berühmt gemacht hat. Zwar mag die animierte Welt teilweise nicht immer zu den gelben Strichmännchen passen und auch ein paar platte Gags – etwa Maggies Schlusswort im Abspann – muss das Publikum in Kauf nehmen, insgesamt ist das große Vorhaben, die Serie ins Kino zu bringen, jedoch geglückt.

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