Wo Homer zum Leben erwacht

In Springfield im US-Bundesstaat Vermont fand am Wochenende die Weltpremiere des Simpsons-Films statt.

Es ist eine verschlafene, kleine Stadt. Eingebettet in die hügelige Landschaft des US-Bundesstaates Vermont, es gibt ein paar McDonald's, einige Eisgeschäfte, ein Kino und 9300 Einwohner. Doch an diesem Wochenende stach dieses Springfield aus den dutzenden Springfields heraus, die es in den USA gibt.

„Heimat der Simpsons“, stand auf einem großen Banner über der Hauptstraße. Tatsächlich ist die Stadt im Nordosten der USA seit ein paar Wochen offiziell das real-existierende Äquivalent zum Ort Springfield in der TV-Serie „The Simpsons“, die jetzt als Film in die Kinos kommt. Am vergangenen Wochenende bedankte man sich bei der Stadt, der diese eigentlich zweifelhafte Ehre zuteil wurde, mit der Weltpremiere des Films in dem kleinen Stadtkino mit gerade einmal 200 Sitzplätzen, eine Woche bevor der Film im Rest der USA anläuft.

„Unsere kleine Stadt – und dann sind wir so bekannt“, meinte ein Einwohner zum Fernsehsender CNN. „Ich denke, das ist ziemlich gut.“ Ein paar tausend Menschen waren nach Springfield gefahren, um die Zeichentrickfiguren einmal auf der großen Leinwand zu sehen. Lediglich 600 Tickets hatte man ausgeteilt, den übrigen blieb nur, die Stadt zu besichtigen, die in einem US-Wettbewerb auserkoren worden war. 13 US-Städte hatten sich beworben, als die Produzenten des Kinofilms zu PR-Zwecken die der Zeichentrickserie ähnlichste Stadt suchten.

Überzeugende Doughnut-Jagd

Jede Stadt produzierte einen Film, die Zuseher stimmten online ab. Ein kurzer Streifen, der einen lokalen Radiomoderator zeigt, wie er als Homer Simpson einem gigantischen Doughnut nachrennt und am Ende von einem Mob in ein Kino gejagt wird, überzeugte die Fans: 15.367 stimmten dafür, die Stadt in Vermont zur offiziellen Heimat der Simpsons zu erklären. An zweiter Stelle landete das Springfield in Illinois mit 14.634.

Wie ernst man die Wahl in den USA nahm, zeigt der Umstand, dass der Gouverneur von Vermont eine Videogrußbotschaft auf Youtube stellte, Doughnuts mampfend, und ein Kongressabgeordneter aus Illinois eine Untersuchung beantragte, weil die Online-Wahl manipuliert gewesen sei und eigentlich „seine“ Stadt gewinnen hätte müssen.

Springfield tat am Wochenende alles, um die Simpsons-Fans nicht zu enttäuschen: In der ganzen Stadt standen Homers, Marges und Barts herum, eine lokale Brauerei machte eigens ein „Duff“-Bier, das Homer in der Serie trinkt, und die Supermarktkette 7-Eleven baute etliche Filialen, nicht nur in Vermont, in die Kwik-E-Marts um, in denen die Simpsons im Film einkaufen.

So sehr bemühten sich die Einwohner, dass der Schöpfer der Simpsons, Matt Groening, der Stadt ein Kompliment machte, das Fans eigentlich als Kritik verstehen müssen: „Ich glaube, Springfield in Vermont ist um einiges netter und schöner als das Springfield in der TV-Show.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2007)

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