ORF-Reform: Surfkurs für Info-Junkies

Zehn Millionen Euro wird das neue TV-Programm kosten. Erster Schwerpunkt: Information.

Am Dienstag hat ORF-General Alexander Wrabetz die Eckpunkte der ORF-Programmreform an die Stiftungsräte übermittelt und der Öffentlichkeit präsentiert. Beziehungsweise das, was davon beschlossen ist. Denn vieles ist noch im Fluss und wird nicht schon ab 10.April gesendet werden können.

Schwerpunkt der Reform ist die „umkämpfteste Zone“ – von 17 bis 20.15Uhr –, die nach Ostern neu gestaltet sein wird. Weitere Innovationen folgen im Herbst und 2008. Zehn Millionen Euro wird die Neugestaltung kosten – die sollen je zur Hälfte aus vermehrten Werbeerlösen (der ORF hofft auf bessere Quoten und damit höhere Einnahmen) und Umschichtungen kommen.

Vor allem im Informationsbereich sollen Neuerungen spürbar werden. Und auch wenn weder Wrabetz noch Informationsdirektor Elmar Oberhauser dies bestätigen: Die Wiedereinführung der Doppelmoderation der „ZiB1“ steht, wie man hört, so gut wie fest. Wer moderiert, ist laut Oberhauser bei der „ZiB“ und allen neuen Formaten noch nicht entschieden: „Wir pilotieren derzeit und entscheiden erst, wenn wir hundert Prozent sicher sind.“ Danielle Spera und Gerald Groß dürften jedenfalls in der „ZiB1“ mit von der Partie sein, Tarek Leitner dürfte zur jungen News-Schiene wechseln.

Infotainment in „Wie bitte?“

Das Ende der einst sakrosankten „ZiB1“-Durchschaltung ist fix. Und laut Wrabetz für Wissensdurstige sogar von Vorteil: „Der echte Info-Junkie kann dann zwischen den Informationssendungen auf ORF1 und ORF2 surfen, die alle ein eigenständiges Profil haben werden.“ Die Route könnte in etwa so aussehen: Auf ORF2 läuft ab 17Uhr „Österreich heute“ mit Chronik und Lokalpolitik und Live-Auftritten, wozu der ORF sechs Übertragungswagen über Österreich verteilt stationiert (die auch andere Sendungen beliefern). Auf ORF1 wird um 18Uhr ein 25-Minuten-Infotainmentmagazin „von jungen Leuten für junge Leute“, aber „kein Boulevard-Magazin wie bei den Privaten“ (© Wrabetz) laufen, Arbeitstitel: „Wie bitte?“ Um 19.30Uhr ist „ZiB1“-Time, aber eben nur auf ORF2 (auf ORF1 läuft ab 19.20Uhr die neue eigenproduzierte Serie „Mitten im Achten“ und danach ein junges „Szenemagazin“). Um 20Uhr ist auf ORF1 Zeit für die „ZiB Newsline“, um 24Uhr läuft hier (die von ORF2 auf ORF1 übersiedelte ehemalige „ZiB3“ als) „ZiB Nightline“. Zwischendurch wird es auf ORF1 „Newsflashes“ geben. Vorausgesetzt, der Stiftungsrat stimmt dem allen zu – und der Zuschauer hat beim Zuschauen einen ausreichend langen Atem.

Analyse Tauziehen inder „ZiB2“-Arena? Ingrid Thurnher und Armin Wolf machen halbe-halbe.

Als Betrachter vor dem Fernsehschirm konnte man zuletzt nicht umhin, atmosphärische Störungen im „ZiB2“-Team an den Mundwinkeln abzulesen – etwa an Ingrid Thurnher gegenüber Armin Wolf bei der Zuschaltung von der „ZiB2“ zum „Runden Tisch“. Dabei soll es für die Aufteilung der Moderation bereits eine Lösung geben: Ingrid Thurnher, die bisher mehr Auftritte als Wolf vertraglich zugesichert hatte, hat Angebote, die „ZiB2“ zu verlassen, abgelehnt. Künftig soll, wie man hört, jeder der beiden die Hälfte der etwa 20 monatlichen „ZiB2“-Sendungen moderieren.

Dennoch orten Beobachter ein Tauziehen der beiden: Am Montag hat Wolf einen Gast vom „Runden Tisch“ schon in der „ZiB2“ interviewt – und damit Thurnher, die danach die Diskussion leitete, teilweise ausgebootet. Dienstag moderierte Thurnher die „ZiB2“, Wolf den „Runden Tisch“ – und Thurnher drehte den Spieß mit dem Interview um.

Gibt es also ein Tauziehen? „Wie bitte? Mitunter wird's wirklich lächerlich“, wundert sich Wolf über solche Vermutungen. „Es gibt kein ,Tauziehen‘ in der ,ZiB2‘, außer von allen gemeinsam um die bestmögliche Sendung.“ Wie ist es dann zu den Doppelauftritten gekommen? „Es war umgekehrt. In beiden Fällen wurde der Studiogast der ,ZiB2‘ dann auch noch an den runden Tisch gebeten, um dort mit den anderen Gesprächspartnern zum Thema weiter zu diskutieren. Und ich glaube, das war in beiden Fällen sinnvoll“, meint Wolf. i.w.

Inline Flex[Faktbox] DIE ZAHLEN("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2007)

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