TV-Kritik "Wir sind Kaiser"

Seyffenstein, setzen S' ihn ab!

Robert Palfrader in „Echt fett“ war lustig. Robert Palfrader in „Wir sind Kaiser“ ist es definitiv nicht. Da nützt ihm auch sein Adjutant Seyffenstein nichts. „Die Zeit der geistigen Dürre ist vorbei – die Sommergespräche.“ Bruhaha! Wie kam KHGs und Fionas Kind zur Welt? „Per Kaiserschnitt!“ Da johlt der Untertane aber. Solche Kalauer getraut sich nicht einmal die Bärnbacher Faschingsgilde abzuliefern.

Schon Folge eins im Frühjahr war trotz unverständlicher medialer Hymnen – „Geschickt und amüsant“ (Kurier), „Gelungener Auftakt“ (Kleine Zeitung) – ziemlich peinlich. Folge zwei war allerdings ein echtes TV-Königgrätz für Seine Majestät. Wieso sich Prominente für diesen – um in der halblustigen Diktion der Sendungsmacher zu bleiben – Kaiser-Schmarrn hergeben, bleibt ein Rätsel. Richard Lugner spielt wahrscheinlich grundsätzlich gerne den Hofnarren. Aber Hans Krankl? Ganze zweieinhalb Sätze durfte er aufsagen. Am unterhaltsamsten war noch Hermann Nitsch. Der Maler erzählte Anekdoten vom alten Kaiser: „Warum ist auf Ihrem Bild der Himmel grün?“, fragte Franz Joseph in der Secession einen Künstler. „Ich sehe das so“, antwortete dieser. Darauf der Kaiser: „Na, dann hätten S' net Maler werden dürfen.“

Seine ORF-Audienz beendete Palfrader alias Robert Heinrich I. mit dem Hinweis, er müsse jetzt gehen, um „die Muse zu küssen“. Hoffentlich küsst sie ihn.


oliver.pink@diepresse.com("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.10.2007)

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