China: Suche nach dem letzten Flussdelfin

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Millionen Jahre lebte der weiße Delfin Baiji in den trüben Gewässern des Jangtse. Heute dürfte er ausgestorben sein.

Die Suche wurde erfolglos abgebrochen. Forscherteams aus aller Welt suchten Wochenlang im verschmutzten Wasser des Jangtse nach dem seltenen Süßwasserdelfin Baiji. Vergeblich. Massive Vergifung und Überfischung des Lebensraumes der Tiere dürfte die seltene Art nun völlig vernichtet haben.

Noch in den 80er Jahren tummelten sich mehrere hundert der Tiere mit dem schnabelförmigen langen Maul im Flusswasser des Jangtse. In den letzten Jahren wurde noch von 20-100 Tieren ausgegangen. Gesehen wurde aber schon jahrelang keiner mehr.

Im Dezember 2006 hat die Umweltorganisation baiji.org eine "Expedition Flussdelfine" ins Leben gerufen. Sechs Wochen lang waren 30 Wal- und Delfinexperten aus den USA, China, der Schweiz und anderen Ländern unterwegs, um mit Feldstechern und Unterwassermikrofonen die seltene Spezies ausfindig zu machen.

»Wir haben das Rennen verloren«

Anton Pfluger, Organisator vor baiji.org

"Wir haben das Rennen verloren", ist die traurige Bilanz der Chef der Organisation Anton Pfluger als das Team am 13. Dezember nach 3500 Kilometer in Wuhan ankam. Pfluger setzt sich seit Jahren ehrenamtlich für den Delfin ein. Er schloss nicht aus, einzelne Tiere übersehen zu haben. Zur Rettung der Population seien aber 20 bis 25 Tiere nötig. Pfluger berichtete, dass ein Fischer zuletzt im vergangenen Jahr einen Baiji beobachtet haben wollte. Die letzte belegte Sichtung stamme aus dem September 2004.

Ähnliche Flussdelfinarten wie den Baiji gibt es unter anderem im Ganges und im Amazonas. Die Tiere gelten durchweg als bedroht. Immer wieder sterben sie durch Verschmutzung, Überfischung, illegale Fischmethoden oder Verletzungen von Schiffschrauben. Außerdem zerstören Dämme ihren Lebensraum.

Verzweifelte Suche im Ganges

In Indien, wo Flussdelfine ebenfalls vom Aussterben bedroht sind, erhoffen sich Forscher im Februar von einem neu entwickelten Ultraschallsensor neue Erkenntnisse über den vom Aussterben bedrohten Ganges-Flussdelfin.

Der blinde Ganges-Flussdelfin orientiert sich mittels Ultraschalllauten. Wissenschafter der Universität Tokio hatten das System in den vergangenen Monaten gemeinsam mit indischen Kollegen bereits erprobt. Mit dem Hydrophon können Ultraschall-Töne der Tiere aus bis zu einem Kilometer Entfernung aufgezeichnet werden. Am Computer lassen sich aus den Daten die Bewegungen der Delfine nachvollziehen. Über die Zahl und das Sozialverhalten der Delfine ist bisher wenig bekannt, weil das trübe Wasser des Ganges Beobachtungen erschwert. (Red./Ag.)

Der Baiji

Baijis Geschichte beginnt vor rund 25 Millionen Jahren. Der weisse Flussdelphin lebt endemisch, das heisst nur im Gebiet des Jangtse mit einem Einzugsgebiet von 1,8 Mio. Quadratkilometern (rund 43 Mal die Fläche der Schweiz). Vor 30 Jahren tummelten sich mindestens 5000 Baijis in den trüben Wassern des Jangtse-Flusses. Heute schätzt man den Bestand auf 0-20 Tiere. Damit ist der chinesische Flussdelphin das gefährdetste Säugetier auf dem Erdball.

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