Austria-Stadion könnte am Einkaufszentrum scheitern

Das Projekt steht unter keinem guten Stern. Sonderbeauftragter der Stadt gegen Shopping Center.

WIEN. Der erste Schritt, um Frank Stronachs Austria-Stadion in Rothneusiedl auf Schiene zu bringen, wurde am Montag im Wohnbau-Ausschuss vollzogen: Es wurden die Weichen gestellt, dem Magna-Konzern eine Option für alle Grundstücke der Stadt Wien in Rothneusiedl einzuräumen (die „Presse“ berichtete exklusiv).

Doch das Projekt steht unter keinem guten Stern. Als Problem entwickelt sich das geplante Einkaufszentrum, welches Stronach neben der Fußball-Arena errichten will – um in Rothneusiedl auch Geld zu verdienen.

„Rein fachlich ist ein Einkaufszentrum dieser Größe nicht haltbar. Wenn es kommt, muss es eine politische Entscheidung sein.“

Karl Glotter, Rothneusiedl-Beauftragter der Stadt Wien, über Stronachs Wünsche.

Laut Studie des Immobilien-Sachverständigen Eugen Otto (Auftraggeber: Stadt Wien) benötigt das EKZ 45.000 m2 um wirtschaftlich zu überleben. Für Karl Glotter, Leiter der MA 18 (Stadtplanung) und Rothneusiedl-Beauftragter der Stadt Wien, ist das im Gespräch mit der „Presse“ unvorstellbar: „Wir haben in Studien die Auswirkungen auf das Gebiet und die Nahversorgung untersucht. Ein Einkaufszentrum mit 30.000 m2 geht sich aus. Alles darüber hat Konsequenzen.“ Welche Konsequenzen? Favoritenstraße, Columbus Center, Hanson-Zentrum, Nahversorger und selbst das Einkaufszentrum im Zentralbahnhof, das noch nicht gebaut ist, würden die Konkurrenz in Rothneusiedl derart massiv spüren, dass es kritisch wird. Glotter: „Rein fachlich ist ein Einkaufszentrum dieser Größe nicht haltbar. Wenn es trotzdem kommt, muss es eine politische Entscheidung sein.“ Aus fachlichen, also stadtplanerischen Gesichtspunkten, dürfe Stronachs EKZ nicht errichtet werden.

Bürgermeister Michael Häupl ist in einer klassischen Zwickmühle. Ohne rentables Einkaufszentrum (mindestens 45.000 m2) hat Stronach wenig Lust, in der Wiener Peripherie ein teures Austria-Stadion aus dem Boden zu stampfen. Bekommt Stronach sein EKZ, kracht es in der Wiener Nahversorgung. Wobei sich Magna nicht mit der Rentabilitätsgrenze von 45.000 m2zufrieden gibt, sondern Wünsche im Bereich von mind. 60.000 m2(1.Ausbaustufe) bis 120.000 m2(2.Ausbaustufe) artikuliert hat, wie die „Presse“ im Rathaus erfährt. Das entspricht der Größe der SCS.

Kauft Stronach zu günstig?

Was die Situation verschärft: Im Einzugsgebiet des geplanten EKZ im Süden Wiens läuft bereits ein harter Verdrängungswettbewerb. Glotter: „Es gibt dort bereits heute einen Überhang von 80.000 m2 Verkaufsfläche in diesem Gebiet.“

Wenn es um das Überleben der Nahversorgung geht, steigt auch die Präsidentin Wirtschaftskammer Wien (WKW) auf die Barrikaden: „In dieser Form keinesfalls akzeptabel.“ Es schade massiv den innerstädtischen Einkaufsstraßen (Schätzung: minus 35 Prozent alleine in der Favoritenstraße) und sorge im Vollausbau mit 54.000 zusätzlichen Fahrten für einen Verkehrskollaps auf den wichtigsten Einzugsstraßen im Süden.

VP-Gemeinderat Bernhard Dvorak: „Sie wünschen, wir widmen: Das darf sich in Wien nie mehr wiederholen.“ Die Grünen kritisieren: „Der Grundstücksverkauf zum Schleuderpreis von 120 bis 350 Euro pro m2 ist inakzeptabel.“ Konter von Planungsstadtrat Rudi Schicker: „Derzeit geht es nur um den Optionenvertrag. Er bietet einem potenziellen Stadion-Errichter die Möglichkeit, die Grundstücke als erster zu erwerben.“ Die EKZ-Größe werde später während der strategischen Umweltverträglichkeitsprüfung im Rahmen der Flächenwidmung festgelegt.

Inline Flex[Faktbox] FAKTEN("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2007)

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