Länger Grün für Fußgänger

Die Presse (Fabry)
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Verkehr. Ein Teil der Wiener Ampeln wird umgerüstet, die Grünphasen für Fußgänger werden verlängert.

WIEN. Es ist selten, dass SPÖ, ÖVP, Grüne und FPÖ vollkommen einer Meinung sind. Einer dieser seltenen Momente war am Donnerstag im Gemeinderat. Die vier Parteien beschlossen (auf Initiative der Grünen), dass Fußgänger künftig mehr Zeit zum Überqueren der Straße haben werden: Die grüne Phase für Fußgänger wird verlängert; Autos müssen länger warten.

Damit werden Ältere, Kinder, Frauen mit Kinderwagen und Behinderte nicht mehr über Zebrastreifen hetzen müssen. Gleichzeitig soll die gefährliche Situation vermieden werden, dass sich langsame Verkehrsteilnehmer über den Zebrastreifen quälen, während die Ampel für den Autoverkehr bereits auf grün geschaltet ist. Vor allem bei Schulen und Altersheimen soll die Grünphase verlängert werden.

Dass Fußgänger(un)freundlichkeiten der Stadt die Wiener beschäftigt, zeigt ein Faktum: Allein in den vergangenen Tagen gab es bei der Stadt Wien Beschwerden über 80 Problem-Ampeln, bei denen die Grün-Phase so kurz ist, dass selbst junge Fußgänger die andere Seite kaum erreichen können, bevor der Verkehr anrollt.

Ausschreibung läuft

Im Verkehrskonzept der Stadt (Masterplan Verkehr) ist das Bekenntnis zu fußgängerfreundlichen Ampeln zwar festgeschrieben – die Realität sieht aber oft anders aus.

Die neuen Grünphasen werden im Rahmen einer Modernisierungswelle eingeführt, welche die Wiener Ampellandschaft überrollt. Die MA 33 (Öffentliche Beleuchtung) wird die 1130 Wiener Ampeln sukzessive mit neuer Elektronik ausrüsten, mit denen die Grünphase flexibel verändert werden können. Ampeln, bei denen eine Nachrüstung nicht möglich ist, werden entsorgt und dafür neue Ampeln angekauft.

Derzeit läuft, wie die „Presse“ erfährt, bereits die Ausschreibung für das Großprojekt. Im Zuge der Ampel-Nachrüstung sollen auch die Problem-Ampeln ermittelt werden, die Fußgänger am Zebrastreifen zu Gejagten des Autoverkehrs machen. Besonders stolz ist die MA33, dass es (im Vergleich zum ersten Halbjahr 2006) gelungen ist, die Preise beim Ampel-Einkauf um 30 Prozent zu senken. Preise werden allerdings keine genannt – damit es laut MA33 mit der laufenden Ausschreibung keine rechtlichen Probleme gibt.

Panzerknacker im Rathaus

Nicht grün, sondern rot sah die ÖVP bei einem anderen Thema; womit die große politische Einigkeit wieder vorbei war. VP-Klubchef Matthias Tschirf schoss sich auf die Gebührenerhöhungen der SP-Stadtregierung ein (Parkgebühren, Wiener Linien etc.) und wurde sogar aktionistisch – mit drei als Panzerknacker verkleideten Darstellern im Hof des Rathauses. Dazu startet die VP eine Plakat-Kampagne. Titel: „Die Abzocker bei der Arbeit.“ Das Plakat zeigt Bürgermeister Michael Häupl, Finanzstadträtin Renate Brauner und Verkehrsstadtrat Rudi Schicker – in einer gezeichneten Karikatur als Panzerknacker.

AUF EINEN BLICK

1130 Wiener Ampel sollen fußgängerfreundlicher werden. Im Zuge der Modernisierung wird an Problemstellen die grüne Phase für Fußgänger verlängert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2007)

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