Großraum Wien: Immer mehr Hunde-Giftköder

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Vergiftet. Mehrere Hunde sind an Giftködern verendet.

Wien. Es dürften gleich mehrere Hundehasser sein, die derzeit im Wiener Raum Giftköder in Wiesen und Wäldern ausstreuen, an denen Hunde qualvoll sterben: Im Wienerwald hat ein Unbekannter in den vergangenen Tagen vergiftetes Fleisch ausgestreut, das er mit Nervengift versetzt hat: Vier Hunde haben davon gefressen und sind gestorben, ein fünfter ist abgängig. „Das Fleisch war mit Nervengift versetzt“, erzählt Eva Gebetsberger vom Verein „reinehundesache“.

Auch in Wien mehren sich die Giftköder-Meldungen: Brigitte Schneider, Ombudsfrau für Hunde beim Verein „Pro Hund“ weiß von ausgestreuten Ködern in der Hundezone auf der Jesuitenwiese im zweiten Bezirk. Mehrere Hunde, sagt sie, hätten davon gefressen. „An den Bäumen haben Hundebesitzer Warnungen aufgehängt.“

Bei „reinehundesache“ würden sich die Meldungen über Giftköder (meist mit Ratten- oder Nervengift) mehren: „Das hat in letzter Zeit zugenommen“, sagt Gebetsberger, die die Warnungen per Mail an die 450 Mitglieder und andere Hundevereine weiterschickt. „Mir ist unerkärlich, wie Menschen so etwas tun können“, sagt sie. „Immerhin könnten das ja auch Kinder in den Mund nehmen“. Auch im 19. Bezirk seien vor einiger Zeit „ganz massiv“ Köder ausgelegt worden.

Die aktuellen Fälle seien aber nur ein kleiner Ausschnitt, glaubt Gebetsberger: „Die Dunkelziffer ist sicher hoch, meistens werden ja nur die schlimmsten Fälle bekannt.“ Oft kommen die Hundebesitzer gar nicht auf die Idee, dass ihr Hund an vergifteten Ködern gestorben sein könnte.

Für Gebetsberger ist die „krankhafte Hundekot-Debatte“ Mitschuld am wachsenden Hundehass, der in einzelnen Fällen soweit geht, dass Giftköder gestreut werden. „Die Stimmung ist extrem aufgeheizt“, sagt sie. Hundebesitzer würden beschimpft und aufgefordert, den Kot wegzuräumen, auch wenn der Hund nur uriniert hat. „Das grenzt schon fast an Selbstjustiz.“

Hundehass nimmt zu

Schneider, Ombudsfrau für Hunde, sieht das ähnlich. Sie befürchtet, dass sich die schlechte Stimmung noch verstärken wird. Wenn ab 2008 die „Waste Watchers“ in Wien unter anderem kontrollieren werden, ob Besitzer den Kot ihrer Tiere wegräumen, „könnten sich viele Menschen berufen fühlen, selbst als Waste Watcher zu agieren“.

Einstweilen bereiten ihr aber die Giftköder Sorgen: „Man kann nur schwer verhindern, dass ein Hund so etwas frisst“. Den Hund an der Leine zu führen, hilft nur bedingt: Einige Köder im Wienerwald wurden direkt am Weg ausgelegt, viele Leinen ließen dem Hund einen Spielraum von mehreren Metern, so Gebetsberger. Sinnvoll sei, dem Tier einen Maulkorb umzubinden.

AUF EINEN BLICK

Im Wienerwald (Raum Lanzendorf) wurden in den vergangenen Wochen mit Nervengift versetzte Fleisch-Stücke ausgelegt: Vier Hunde sind daran verendet, ein fünfter ist abgängig.

Auch in Wien vermeldet der Verein „Pro Hund“ Köder: Im Jesuitenpark (2. Bezirk) sind in letzter Zeit mehrere Köder gefunden worden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2007)

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