Überflutungen in England, Gluthitze am Balkan

(c) AP (Kirsty Wigglesworth)
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Wetter. Briten-Premier Brown räumt Zusammenhang mit dem Klimawandel ein.

London/Belgrad (rei, ros). Die Überschwemmungen in weiten Teilen Zentral- und Westenglands weiten sich dramatisch aus: Nach den anhaltenden schweren Niederschlägen drohten die beiden größten Flüsse des Landes, Themse und Severn, aus den Ufern zu treten. Nach Angaben der britischen Umweltbehörde handelt es sich um die schlimmste Flut seit 1947.

Tausende Menschen, die teilweise von der Armee mit Hubschraubern evakuiert worden waren, befanden sich weiter in Notunterkünften. Auf dem Fußballplatz von Oxford wurden Zelte zur Unterbringung von 1500 Menschen errichtet. Soldaten und Feuerwehrleute errichteten in den abgeschnittenen Orten sogar Suppenküchen ein. Zudem wurde die Trinkwasserversorgung zum Problem: Nach der Überschwemmung eines Wasserwerks in Gloucestershire waren 50.000 Menschen ohne Wasser. Weiteren 350.000 Menschen drohte dasselbe Schicksal. Die Fluten legten zudem ein Elektrizitätswerk in Cheltenham lahm, fast 45.000 Haushalte waren ohne Strom. Die Versicherungsindustrie geht mittlerweile von Schäden in der Höhe von etwa drei Milliarden Euro aus.

Premierminister Gordon Brown besuchte die am stärksten betroffenen Gebiete und räumte einen Zusammenhang der Unwetter mit dem Klimawandel ein: „Wir müssen künftig unsere Planungen im Lichte dieser Veränderungen vornehmen“, sagte er. Die Sorge, dass der Klimawandel die Niederschläge über der Nordhalbkugel verstärkt, wurde gerade von angelsächsischen Forschern bestätigt (auch die Sorge, dass andernorts weniger Segen vom Himmel kommen wird, vor allem in Afrika). Aber es liegt nicht nur um künftig Drohenden, sondern auch am lange Versäumten: Die nun übergelaufenen Kanäle und Reservoirs sind bis zu 150 Jahre alt. Generationenlang hatte keine Regierung in ihre Erneuerung investiert. Brown wehrt sich gegen den Vorwurf, seine Regierung sei untätig gewesen.

Backofen Balkan

Brütende Sommerhitze lässt indes den Balkan brodeln: Von Montenegro bis Moldawien, von Slowenien bis Albanien purzeln seit Tagen die Hitze-Rekorde. 44 Grad vermeldeten die Meteorologen am vergangenen Wochenende in der serbischen Hauptstadt Belgrad. Unablässig laufen die Klimaanlagen: Der Energie-Verbrauch übertrifft in Rumänien inzwischen selbst den zu Zeiten des Winterfrosts.

Fielen in dem Karpaten-Staat bereits im Juni 30 Menschen der Hitzewelle zum Opfer, ist die Zahl der Hitze-Toten laut Angaben der rumänischen Polizei im Juli auf vorläufig 15 geklettert. In Bulgarien und Mazedonien riefen die Behörden schon in der letzten Woche den Notstand aus. Die seit Wochen anhaltende Dürre hat die Gefahr von Waldbränden vergrößert: Immer wieder auflodernde Buschfeuer halten die Feuerwehr in allen Balkan-Staaten auf Trab.

Gewichtsbegrenzungen im Frachtverkehr sollen den aufgeweichten Asphalt der Straßen schonen. Beim Zugverkehr ordneten die Verkehrsminister zur Vermeidung von Entgleisungen die Reduzierung der Geschwindigkeit an. Die Gleise drohen sich in der Dauerhitze zu verformen. Jubel herrscht einzig bei den Wassermelonen-Händlern, den Schanigärten-und Schwimmbad-Betreibern.

REGEN- UND HITZECHAOS. Notärzte im Einsatz

Heftige Regenfälle haben die Überschwemmungen ausgelöst, die seit Freitag in weiten Teilen Englands für schwere Verwüstungen sorgen. In manchen Teilen Süd- und Mittelenglands fiel innerhalb von zwei Stunden mehr Regen als sonst in zwei Monaten. Der Wetterdienst hatte starken Niederschlag vorausgesagt, aber für viele kam der heftige Regen dennoch überraschend.

In Südosteuropa toben nach wie vor mehrere Waldbrände. Im Laufe des Juli wurden etwa in Griechenland 1.500 Feuer registriert. In Rumänien rechnen die Meteorologen noch mindestens mit zwei Tagen Hitze. Dort sind die Notärzte im Großeinsatz. Binnen 24 Stunden mussten sie mehr als 700 Menschen versorgen, die in den Straßen ohnmächtig geworden waren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2007)

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