Wer schützt Hirsi Ali? Den Haag am Pranger

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Streit. Dänemarks Premier Anders Fogh Rasmussen kritisiert die Niederlande, weil sie die Leibwächter der prominenten Islamkritikerin nicht mehr zahlen wollen.

Den Haag. Klar ist, dass Islamisten Ayaan Hirsi Ali seit Jahren nach dem Leben trachten. Unklar ist aber, wer künftig für die Leibwächter der prominenten niederländischen Politikerin und Islamkritikerin aufkommt. Denn die Haager Regierung weigert sich, weiter ihren Personenschutz im Ausland zu finanzieren.

Nun wirft sich Dänemark zur Schutznation für Hirsi Ali auf, Premier Anders Fogh Rasmussen griff die Haager Regierung in einer Rede auf dem Kongress der Europäischen Liberalen in Berlin. scharf an: „Jede freie Gesellschaft und Demokratie hat die Pflicht verfolgte Schriftsteller wie Ayaan Hirsi Ali zu beschützen“, sagte Rasmussen, dessen Rede in Teilen vorab von der dänischen Zeitung „Jyllands Posten“ publiziert wurde.

Kultusminister Brian Mikkelsen hatte Hirsi Ali zuvor angeboten, nach Dänemark zu übersiedeln, wo sie herzlich willkommen sei. Auch bot er der somalisch-stämmigen Islamkritikerin an, dass Dänemark für die Kosten ihres Personenschutzes aufkommen könnte.

Seit 1. Oktober zahlt die Haager Regierung die teure Bewachung von Hirsi Ali im Ausland nicht mehr. Nur in den Niederlanden wird sie auf Kosten des Staates weiterhin rund um die Uhr bewacht. Daraufhin sah sich Hirsi Ali gezwungen, ihren Forschungsaufenthalt in den USA zu unterbrechen und nach Holland zurückzukehren. Hier versuchte sie in den vergangenen Tagen, private Sponsoren zu finden, die ihr den teuren Personenschutz bezahlen.

Das dänische Angebot, lehnte sie jedoch höflich ab. Sie fühle sich „geehrt und dankbar“, wolle aber ihre Arbeit in den USA fortsetzen. Dort arbeitet sie für den konservativen Thinktank ,,American Enterprise Institute“. In den USA kann sie auch keinen staatlichen Personenschutz erhalten, weil dies für Privatpersonen dort verboten ist.

Die Bewachung von Hirsi Ali kostet nach Angaben niederländischer Sicherheitsbehörden jährlich rund zwei Millionen Euro. Sie hatte bis 1. Oktober sechs Bodyguards, die sie rund um die Uhr beschützten. Ali ist inzwischen in die USA zurückgekehrt – und lässt sich nicht einschüchtern.

„Destruktive Philosophie“

In einem Interview sagte sie kürzlich, der Islam sei gar keine richtige Religion, sondern ,,eine destruktive politische Philosophie“. Sie hoffe, dass der Islam so enden werde wie der Kommunismus, sodass die Muslime von den ,,destruktiven und totalitären Dogmen“ befreit werden können.

Ayaan Hirsi Ali steht auf der Todesliste der Islamisten, weil sie solche Äußerungen über den Islam macht und weil sie besonders die Unterdrückung der Frauen im Islam heftig kritisiert. Mit dem Filmemacher Theo van Gogh drehte sie einen Film darüber. Van Gogh bezahlte dies mit seinem Leben. Er wurde im November 2004 von einem Fundamentalisten in Amsterdam ermordet. Hirsi Ali sei die nächste, die sterben werde, kündigte der Mörder damals an.

Auch der prominente britische Autor Salman Rushdie hat sich mit Hirsi Ali solidarisiert und griff die Haager Regierung scharf an. Der Fall beweise erneut, ,,wie schlecht der Westen auf die Herausforderung des islamischen Terrorismus vorbereitet ist“, schrieb Rushdie in der Los Angeles Times. Wegen ihres mutigen Einsatzes für die Meinungsfreiheit verdiene Hirsi Ali „uneingeschränkten Schutz“.

ZUR PERSON

Ayaan Hirsi Ali wurde 1969 in Somalia geboren. Noch als Kind floh sie in die Niederlande. Dort saß die Islamkritikerin mehrere Jahre im Parlament. [AP]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2007)

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